Lenin kam nicht bis Hollywood

Das wäre auch zu schön gewesen, wenn Wolfgang Beckers Kinorenner "Good Bye, Lenin!" nach allen bisherigen Erfolgen auch noch eine Nominierung für die 76. Verleihung der "Academy Awards" am 29. Februar bekommen hätte. Man konnte sich doch an den Fingern ausrechnen, dass nach Caroline Links Oscar für "Nirgendwo in Afrika" im vergangenen Jahr kaum erneut die Ehre nach Deutschland gehen würde. Der weltweite Siegeszug der west-östlichen Tragikomödie wurde bereits bei den Golden Globes gestoppt, zu deren Vergabe "Good Bye, Lenin!" mit großen Erwartungen geschickt wurde - und dann leer ausging. Wieder einmal bewahrheitete sich der Spruch, demzufolge die Globes die untrüglichen Vorboten für die Oscars sind. Freilich: Träfe die Faustregel "ein Globe = fast schon ein Oscar" zu, dann müsste der Beitrag aus Afghanistan zumindest im Oscar-Rennen sein. Aber "Osama", frisch Golden-Globe-gekrönt, sucht man auf der Nominierungsliste vergebens. Dafür könnte ein wenig Glanz nach Luxemburg fallen: Dort entstand nämlich die niederländische Produktion "Twin Sisters", deren Regisseur Ben Sombogaart jetzt auf einen Oscar hoffen darf. Die Reise nach Hollywood lohnt sich übrigens nur für einen einzigen Deutschen, und dessen Beitrag ist in einer Kategorie zu finden, die eher zu den weniger aufregenden gerechnet wird: "Die rote Jacke" des Esseners Florian Baxmeyer ist seine Abschlussarbeit an der Hamburger Filmhochschule und in der Kategorie Kurzfilm nominiert. Kleines Trostpflaster für Wolfgang Becker und seine Crew: Wenn es mit Los Angeles nicht klappt, dann hat er vielleicht Glück mit dem englischen Oscar. Denn gerade ist "Good Bye, Lenin!" für den Preis der British Academy of Film & Television Arts (BAFTA) Awards nominiert worden. Gute Aussichten also, dass der Preisregen munter weitergeht. r.nolden@volksfreund.de

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