Lese-(Un)lust

Bildungsstudie hier, Schultest da: Es wird Jahr für Jahr viel untersucht und geprüft, doch das Ergebnis ist meist gleich - und immer noch ernüchternd. In den Schulen liegt weiterhin einiges im Argen.

Viel langsamer und spärlicher als erwartet tragen die Bemühungen um mehr Qualität und individuelle Förderung im Unterricht Früchte. Der Vera-Test bestätigt wie bereits vor Jahren schon einmal die Ergebnisse der Pisa-Studie. Die Schüler lesen Texte, verstehen sie jedoch nicht oder können sie nicht umsetzen. Vor allem die mangelnde Sprachfähigkeit ist dafür verantwortlich, dass Lesekompetenz und Textverständnis derart unterentwickelt sind. Dabei sind keineswegs nur die wenig unterstützten Kinder aus Einwandererfamilien eine schwierige Klientel in der Grundschule. Die schlechten Testergebnisse sind auch Folgen fataler Fehlentwicklungen in deutschen Kinderstuben. Dort schlägt jeder Comic ein noch so tolles Buch, und der Computer verdrängt das Gespräch. Ein derart verändertes Kinderleben (mit Duldung der Eltern!) hinterlässt tiefe Spuren in Schulalltag. Konsequenz aus der Misere kann nur der weiter verstärkte Ausbau der frühen Bildung im Kindergarten und vor allem der Sprachförderung sein. In der Schule müssen Lesekompetenz und individueller Förderung noch mehr Zeit eingeräumt werden. Gerade im gegliederten und viel zu früh auf Auswahl angelegten deutschen Schulsystem kommt der Grundschule entscheidende Bedeutung für die Bildungschancen und damit letztlich auch für die Lebensperspektive zu. j.winkler@volksfreund.de

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