Letztlich nur Verlierer

Kaum ein Begriff ist in den letzten Jahren so inflationär verwendet worden wie "Mobbing". Wer sich ungerecht behandelt, falsch eingestuft oder zu Unrecht kritisiert fühlte, schwang ruck-zuck die Mobbing-Keule – zumindest verbal.

Kaum ein Begriff ist in den letzten Jahren so inflationär verwendet worden wie "Mobbing". Wer sich ungerecht behandelt, falsch eingestuft oder zu Unrecht kritisiert fühlte, schwang ruck-zuck die Mobbing-Keule – zumindest verbal. Dabei ist das Arbeitsleben nun mal keine Vergnügungstour, sondern ein Geschäft – und manchmal eben ein hartes. Hinter dem Modewort-Overkill droht freilich das wirkliche Problem unterzugehen: Die erschreckende Zunahme echten Mobbings, des systematischen Fertigmachens von Mitarbeitern und Kollegen. Das sind ganz sicher nicht die 60 Prozent der Arbeitnehmer, die sich nach neuesten Umfragen schon mal "irgendwie" als Opfer empfunden haben. Das sind vielleicht nur sechs oder acht oder zehn Prozent – aber auch das macht unterm Strich Millionen. Da spielen sich Tragödien ab in einer Arbeitswelt, die längst keine Nischen mehr bietet für diejenigen, die vielleicht weniger robust sind als andere. Oder für diejenigen, die noch nicht oder nicht mehr so belastbar sind, wie es verdichtete Arbeitsabläufe und wachsende Leistungsanforderungen verlangen. Wenn dazu Druck von oben oder außen kommt, passiert es schnell, dass man Sündenböcke sucht und findet, Kollegen aus der Solidargemeinschaft ausschließt, sie klein macht, bis sie es nicht mehr aushalten. Egal, ob ein solcher Vorgang absichtlich hervorgerufen wird oder durch unglückliche Umstände entsteht: Letztlich erzeugt er nur Verlierer. Die Mobbing-Opfer bringt er um Wohlergehen, Job und Gesundheit. Bei Unternehmen verursacht er Millionenschäden durch kaputtes Betriebsklima, demotivierte und dauer-kranke Mitarbeiter. Die Volkswirtschaft kostet er Milliarden durch Frühverrentungen. Und selbst die Mobber zahlen letztlich drauf, machen doch viele von ihnen die Erfahrung, dass Mobbing, einmal losgetreten, auch sie selbst erwischt. Das Vertrackte ist, dass es, einmal angefangen, kaum Auswege aus der Mobbing-Falle gibt. Es gilt also, gar nicht erst hinein zu tappen. Schon deshalb ist ein präventiv arbeitendes, breit gefächertes Anti-Mobbing-Netzwerk für Trier und Umgebung ein lohnenswertes Projekt. Es verdient Unterstützung von allen Seiten. d.lintz@volksfreund.de

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