Live und in Farbe

Wer den Untergang der politischen Kultur befürchtet und wieder mal amerikanische Verhältnisse im deutschen Fernsehen herannahen sieht, dem sei die einfache Frage gestellt: Warum sollen die Bürger nicht live und in Farbe erfahren, wenn die von uns gewählten und bezahlten Volksvertreter zu unangenehmen Fragen Rede und Antwort stehen müssen?

Wer den Untergang der politischen Kultur befürchtet und wieder mal amerikanische Verhältnisse im deutschen Fernsehen herannahen sieht, dem sei die einfache Frage gestellt: Warum sollen die Bürger nicht live und in Farbe erfahren, wenn die von uns gewählten und bezahlten Volksvertreter zu unangenehmen Fragen Rede und Antwort stehen müssen? Es könnte spannend werden, wenn sich ein solch’ hochrangiger Politiker wie Außenminister Joschka Fischer vor der versammelten Fernseh-Nation in Widersprüche verstricken wird. Sollen sie doch alle Blut und Wasser schwitzen. Mein Mitleid hält sich in engen Grenzen. Sonst zieht es Schröder & Co. doch auch zu jeder Kamera hin, die ihnen vor die Nase gehalten wird. Hat jetzt eine neue Form von Reality-Fernsehen Einzug in bundesdeutsche Wohnzimmer gehalten – mit Polit-Profis, die öffentlich die Hose runterlassen müssen? Im aktuellen Fall bleibt das abzuwarten. Denn die schnelle Zustimmung von Fischer, seine Befragung im Visa-Untersuchungsausschuss live zu übertragen, legt den Schluss nahe, dass es mit einem wie auch immer erhofften Showdown nichts werden wird – beispielsweise, wenn er beharrlich schweigt, sich an Details nicht erinnern mag oder sich auf Nebenkriegsschauplätze flüchtet. Spätestens dann dürften sich solche Sendungen von selbst erledigt haben. Wer hat schon Lust, sich stundenlang vor der Glotze zu langweilen? a.jacob@volksfreund.de

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