Lock-Angebote

Ein Truppenabzug in Baumholder oder Spangdahlem? Allein schon die bloße Vorstellung solch' riesiger neuer Konversions-Projekte in bereits von Militär-Abbau gebeutelten Regionen lehrt die Landesregierung das Fürchten. Folgerichtig, dass Mainz versucht, vorbeugend aktiv zu werden und die Standorte im Land möglichst herauszuputzen. Inwieweit sich die Entscheidungsgewaltigen in Washington von solchen Lock-Angeboten beeindrucken lassen, ist eine andere Frage. Mehrere hundert Millionen Euro werden bereits in die Verlegung der Rhein-Main-Airbase nach Ramstein und Spangdahlem investiert, darunter gut 17 Millionen aus der Landeskasse. Ob damit aber die Standorte auch längerfristig im bisherigen Ausmaß gesichert werden, ist keinesfalls gewiss. Neben strategischen Überlegungen und Kostengründen werden bei den anstehenden Planungen des Pentagons politische Entscheidungen eine maßgebliche Rolle spielen: Die neuen Nato-Partner in Osteuropa erwarten Unterstützung und setzen auf die einträgliche US-Präsenz. Für die dritte verbliebene große US-Garnison im Land in Baumholder stellt sich schon die Frage, ob deren im Irak eingesetzte Truppen überhaupt wieder zurückkehren oder nicht gleich vom Kriegsschauplatz in die Vereinigten Staaten verlegt werden. In den weltweiten Planungen der USA dürfte im Moment nur Ramstein als Hauptumschlagplatz der US-Luftwaffe in bester geostrategischen Lage einen festen Platz haben. Die Mainzer Initiative, Standorte mit einem Housing-Programm schmackhaft zu machen, kann durchaus ein paar Pluspunkte und Sympathie bringen, wenn die Karten neu gemischt werden. Ein lohnenswerter Versuch zwar, aber kein Trumpf, der bei dem großen Spiel wirklich sticht. j.winkler@volksfreund.de

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