Macho-Gehabe

Ein Freund starker Worte war George W. Bush schon immer. "Tot oder lebendig" wollte er Osama Bin Laden - doch bis heute ist ihm dies nicht gelungen. Nun sorgt eine weitere Bemerkung in den Vereinigten Staaten für Aufregung. "Bring it on", rief der US-Präsident - live vor Fernsehkameras - jenen Feinden des Landes zu, die im Irak derzeit dafür sorgen, dass täglich amerikanische Soldaten verletzt oder getötet werden. "Bring it on" - das lässt sich gut übersetzen mit "Greift uns doch ruhig an" - die Einladung eines sich hoch überlegen fühlenden Herausforderers an einen vermeintlich schwachen Gegner. Zu dieser Wildwest-Sprache passt der Versuch, wie in alten Zeiten mit einer verlockenden Dollar-Summe nun auch nach Saddam Hussein fahnden zu lassen - tot oder lebendig ist der gestürzte irakische Diktator den Amerikanern nun 25 Millionen Dollar wert. Im Volksmund würde man ein solches Verhalten gemeinhin als Macho-Gehabe titulieren, und nichts anderes ist die Bush-Floskel auch. Anstatt den erklärungshungrigen Bürgern nahe zu legen, welche Gefahren den Soldaten im Irak drohen und wie lange Amerikaner ihren Kopf im Irak riskieren müssen, degradiert sich Bush selbst vom Staatsmann zum saloppen texanischen Cowboy, der bekanntlich keiner Wirtshausschlägerei ausweicht. Das Problem dabei ist allerdings nicht nur, dass George W. Bush dabei nicht für sich selbst, sondern für ein ganzes Land spricht, um dessen weltweite Reputation es bekanntlich nicht zum besten steht. Und: Wenn jene so schwer identifizierbaren Feinde, die der Präsident nun so forsch herausfordert, tatsächlich wieder zum Angriff übergehen, stehen nicht Bush, Rumsfeld und Co. in vorderster Frontlinie, sondern junge, unerfahrene, teilweise gerade erst ausbildete Rekruten. Doch je mehr von ihnen in den nächsten Wochen und Monaten in Zinksärgen in die Heimat zurückkehren, um so stärker könnte diese Provokation für den Präsidenten zum politischen Problem werden. nachrichten.red@volksfreund.de

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