Mainzer Bettvorleger

Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet: Dieses trauriger Schicksal dürfte auch den selbst ernannten großen Reformern von Abgeordnetenbezügen und Alterssicherung im Mainzer Landtag beschieden sein.

Was spätestens bis Jahresbeginn nach monatelangem Vorlauf rechtzeitig vor der Landtagswahl hätte eingetütet sein können, um in dieser Wahlperiode zu greifen, rückt wieder in weite Ferne. Wenig glaubwürdig wird die Mainzer Taktiererei zumal, wenn nach Nordrhein-Westfalen sich im hohen Norden auch der Kieler Landtag nicht scheut, in das angeblich so kalte Wasser der Reform zu springen. Nein, hier drängt sich der Verdacht auf, dass man ein ungeliebtes, zur Adoption ausgesuchtes Kind wieder los werden möchte, selbst wenn dabei die versprochene Durchschaubarkeit der Politiker-Finanzierung auf der Strecke bleibt. Mit der Forderung, dass es keine Verschlechterung des Status quo geben darf, wird die Rolle rückwärts vollzogen. Nach dem Ausscheiden der Grünen scheinen im Landtag wieder diejenigen Oberwasser zu haben, die am liebsten alles beim Alten belassen wollen. Doch die Diäten zu erhöhen, dafür Pauschalen zu streichen und die Alterversorgung neu zu regeln - und abzuspecken - macht Sinn, denn es schafft endlich Transparenz und angemessene Pensionen. Wer sich allerdings ständig hinter Steuerrechtsfragen oder langem Warten auf den Bund versteckt, ist nicht ehrlich zum Wähler und verspielt einmal mehr Vertrauen. nachrichten.red@volksfreund.de

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