Mangel an Hoffnungsträgern

Der allgemeine Abgesang auf Gerhard Schröder kommt möglicherweise zu früh. Sicher, der Niedersachse will einer künftigen Regierung unter Angela Merkel nicht mehr angehören.

Der allgemeine Abgesang auf Gerhard Schröder kommt möglicherweise zu früh. Sicher, der Niedersachse will einer künftigen Regierung unter Angela Merkel nicht mehr angehören. Seine Ansage ist die offizielle Version einer Bemerkung, die er bereits am Montag in den Gremiensitzungen seiner Partei gemacht hat. Schröders politischer Karriere muss das trotzdem keinen Abbruch tun. Dass der Niedersachse bei den Koalitionsverhandlungen weiter mitmischt, mag etwas mit dem Anspruch zu tun haben, den Laden ordentlich zu übergeben. Sollte sich aber herausstellen, dass SPD und Union nur Misstrauen füreinander empfinden, wie es in diesen Tagen allenthalben geschieht, dann wäre die Regierungsbildung am Ende gescheitert - und Schröder stünde erneut als strahlender Kanzlerkandidat bereit. Dieser Umstand wirft allerdings kein gutes Licht auf die Genossen. Nach sieben Regierungsjahren in Berlin gibt die SPD nicht nur inhaltlich ein diffuses Bild ab. Sie ist auch personell ausgezehrt. In die anfängliche Genugtuung über acht mehr oder minder gewichtige Ministerposten mischte sich dann auch schnell die Frage, wie sie denn gewichtig zu besetzen seien.Dass ein Franz Müntefering scheinbar gleich doppelt existent sein müsste - als Feuerlöscher in der Fraktion und als Vizekanzler in einer Großen Koalition -, ist der beste Beweis für den notorischen Mangel an sozialdemokratischen Hoffnungsträgern. Die SPD hat keinen Ersatz für Gerhard Schröder. Auch deshalb liegt ihm die Partei zu Füßen. Von einer personellen Erneuerung sind die Genossen jedenfalls weit entfernt. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern, wenn man bedenkt, dass die SPD nur noch in fünf von 16 Bundesländern den Regierungschef stellt.

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