Mehr Mut

Deutschland steht erneut unter einem Pisa-Schock: Kinder von weniger privilegierten Eltern haben schlechtere Chancen auf einen guten Schulabschluss. Eine Erkenntnis, für die man Pisa nicht gebraucht hätte.

Sie ist so alt wie die Diskussion über das deutsche Bildungssystem. Seit langem ist bekannt, dass Geld über den Schulerfolg von Kindern entscheidet. Trotzdem reagieren die Verantwortlichen wieder wie in einem aufgeregten Hühnerhaufen, wie immer, sobald irgendwelche angeblich neuen Pisa-Ergebnisse bekannt werden: "Man müsste…, man sollte…, wir machen…" - viele Lippenbekenntnisse, viele Absichtserklärungen, aber eine Patentlösung hat keiner. Und wieder einmal schielt man nach Skandinavien, wo vermeintlich alles besser ist. Dabei wird immer wieder übersehen, dass sich Bildungssysteme nicht einfach übertragen lassen. Schon gar nicht auf ein föderalistisches System wie das deutsche. Solange Bildung Länderangelegenheit ist, wird es immer Unterschiede zwischen Bayern und Rheinland-Pfalz geben. Wenn man in Deutschland nicht endlich den Mut hat, das Bildungssystem grundlegend zu reformieren, und nicht nur mal hier und mal dort ein wenig nachbessert, wird sich auf Dauer nichts an dem Dilemma ändern. Das nun wieder diskutierte Auslaufmodell einer Gesamtschule ist sicherlich der falsche Weg. Aber es zeigt in die richtige Richtung. Solange man stur an einem dreigliedrigen Schulsystem festhält, das Zehnjährige aussortiert und Kinder zu früh auf eine Bildungskarriere festlegt, wird sich nichts Grundlegendes ändern. Nur dann sollte man endlich aufhören, zu jammern und herumzudoktern. b.wientjes@volksfreund.de

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