Mehr Sommer für alle und weniger Ärger

Zweimal im Jahr rätseln die meisten Bundesbürger: Wird die Uhr nun vor- oder zurückgedreht? Am frühen Sonntagmorgen ist es wieder so weit, und damit das klar ist: Europaweit endet die Sommerzeit. Also werden die Uhren um drei Uhr um eine Stunde auf zwei Uhr zurückgestellt. Die FDP will das ändern.

Berlin. 1980 wurde in Deutschland das sogenannte "Zeitgesetz" eingeführt. Seitdem werden die Uhren zweimal im Jahr umgestellt. Doch der erhoffte Energiespar-Effekt ist ausgeblieben: Zwar knipsen die Menschen während der Sommerzeit das Licht später an, da es aber morgens kühler ist, wird mehr Heizenergie verbraucht. Zu diesem Ergebnis kam unlängst auch die Bundesregierung in einer Stellungnahme an die EU-Kommission. Darin heißt es überdies, dass die Sommerzeit zu einer Erhöhung der Lärmbelästigung in den Abend- und Nachtstunden geführt habe. Die Zeitumstellung hat also Folgen, wenn auch nicht die gewünschten: Kühe sollen beispielsweise gar nicht begeistert sein. Die Melkzeiten ändern sich, angeblich geben die Tiere in den ersten Wochen nach der Umstellung weniger Milch. Zudem soll die Zahl der Verkehrsunfälle an Montagen danach höher sein. Und darüber hinaus wissen Mediziner, dass sich der Bio-Rhythmus vieler Menschen erst einige Tage nach der Zeitänderung anpasst. Dauer-Müdigkeit ist keine Seltenheit. Das sind aber immer noch nicht alle Gründe, die die Gegner der Zeitumstellung ins Feld führen: Die FDP hat im März einen Antrag in den Bundestag eingebracht, die Zeitumstellung abzuschaffen - und die Sommerzeit permanent einzuführen. Antrag im Bundestag durchgerasselt

Zwar ist die Winterzeit eigentlich die Normalzeit, aber was soll´'s: Es gebe immer weniger Menschen, die morgens sehr früh zur Arbeit müssten, haben die Liberalen festgestellt. Abends ist es mit der Sommerzeit länger hell, und das passe zu den neuen Freizeitgewohnheiten der Menschen, so Initiatorin Gudrun Kopp zum TV. Länger im Biergarten sitzen, länger einkaufen, was auch immer dann möglich ist. Außerdem, so die Liberale, entstehe ein erheblicher "technischer und bürokratischer Mehraufwand für das Umstellen von Uhren und Maschinen". Deswegen plädiert die FDP für immer Sommer. Anfang Oktober rasselte ihr Antrag zwar durch alle zuständigen Ausschüsse im Bundestag, doch Kopp will nicht aufgeben: Voraussichtlich Ende November soll der Plan noch einmal im Parlament diskutiert werden. Seit 2001 gibt es eine unbefristete EU-weite Festlegung der Mitteleuropäischen Sommerzeit. Zum Ende dieses Jahres soll diese Regelung überprüft werden, deshalb machen die Liberalen jetzt noch einmal Dampf. Nur: Es gibt auch eine Gegenbewegung. Die "Initiative Sonnenzeit" kämpft ebenfalls gegen die Zeitumstellung, will aber anders als die FDP nicht die Beibehaltung der Sommerzeit, sondern der "normalen" (Winter-)Zeit. Begründung: Der Staat dürfe nicht in den Tagesablauf der Menschen eingreifen. Vor allem für Kinder sei die Sommerzeit schwer zu ertragen - unter anderem, weil sie im Hellen zu Bett gehen müssen. Am Samstag länger aufbleiben 1 Uhr, 2 Uhr, 2 Uhr, 3 Uhr — Halt, da ist doch ein Fehler! Zweimal hintereinander 2 Uhr? Das kann nicht sein. Doch. In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren nämlich um eine Stunde zurückgestellt. Um 3 Uhr springen sie wieder auf "2". Es beginnt die Winterzeit. Diese eine Nacht ist also eine Stunde länger als die anderen Nächte. Wer seine Eltern daran erinnert, darf am Samstag vielleicht etwas länger aufbleiben. Man kann ja am Morgen richtig ausschlafen, und es ist trotzdem noch nicht so spät.

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