Mehr als ein Luxusproblem

Der unaufhaltsame Aufstieg von Volkswagen begann mit dem Käfer. Ein Auto, klein und hässlich, dafür aber sehr verlässlich. Vor allem also ein Gefährt für jeden Geldbeutel: Ein Volkswagen eben. Mit dem Käfer hat sich der deutsche Automobilhersteller zu Europas größtem Autokonzern entwickelt.

Nun steckt allerdings Europas Nummer eins in der Krise. Zwar verdienen die Wolfsburger mit ihren Vehikeln noch Geld - doch bei all den Entwicklungs- und Anlaufkosten für neue Modelle viel zu wenig. Die Analysten und Kleinanleger zeigten sich gestern arg enttäuscht von den Ankündigungen, die VW-Chefs Bernd Pischetsrieder unters Volk brachte. Bis Ende 2005 will der Konzern vier Milliarden Euro einsparen; das funktioniert nur über Personalabbau. Insgesamt 5000 VWler werden weltweit abgebaut. Sozialverträglich, über Vorruhestandsregelungen, wie Pischetsrieder verspricht. Doch der Manager aus Wolfsburg will auch anders die Kosten senken. Er geht mit der Produktion raus aus dem teueren Euro-Lohn-Land, rein in die billigeren Dollar-Länder. Damit steht Pischetsrieder in diesen Tagen nicht allein. Auch in Kaiserslautern - beim Industrienähmaschinen-Hersteller Pfaff - ist der Exodus von Arbeitsplätzen der Heilsbringer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. VW beispielsweise will den Lupo-Nachfolger in Brasilien zusammenbauen und auch ein weiteres Volumenmodell soll in Mexiko vom Fließband gehen. Das große Problem, das Pischetsrieder nun umtreibt, ist, dass Volkswagen keinen "Volkswagen" mehr hat. Die Volumen-Modelle Golf und Passat wurden mit jedem Modell-Relaunch immer aufwändiger - und teurer. Der neue Golf kommt so beispielsweise erst unters Volk, seit ihm die VW-Verantwortlichen kostenlos noch eine Klimaanlage mitgeben. Doch nicht nur die kleinen VW sind teuer geworden. Von seinem Vorgänger Ferdinand Piëch hat Pischetsrieder ein echtes Luxus-Problem geerbt. Neben Audi, Skoda und Seat gehören auch Lamborghini, Bentley und Bugatti zum Marken-Portfolio - viel Klasse, die sich kaum jemand leisten kann. Um aus dem Tal der Tränen herauszukommen, braucht VW aber ein preisgünstiges Volumen-Modell. Ob das aber noch in Deutschland gebaut wird, ist mehr als fraglich. h.waschbuesch@volksfreund.de

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