Menschliche Tragödie

Während die Augen der Weltöffentlichkeit auf den Irak gerichtet sind, spielt sich im Westen Sudans eine menschliche Tragödie gewaltigen Ausmaßes ab: Im Kampf gegen Rebellen in der Region Darfur läßt sich das Regime in der sudanesischen Hauptstadt Khartum von Milizen unterstützen, die vergewaltigen, töten und ganze Dörfer brandschatzen.

Tausende, wenn nicht gar zehntausende Zivilisten sind Berichten von UN-Mitarbeitern zufolge bereits diesem Massenmord zum Opfer gefallen - mit steigender Tendenz. Sechsstellige Todesziffern sind zu befürchten. Doch die Reaktionen derer, die sich sonst so gerne zum Anwalt der Unterdrückten aufspielen, sind seltsam gedämpft. In den USA, wo der amtierende Präsident sich rühmt, den notorischen Menschenrechtsverletzer Saddam Hussein aus dem Weg geräumt zu haben, spielen die Vorgänge im Sudan in der tagespolitischen Debatte keine Rolle. Und die Vereinten Nationen? Kofi Annan schweigt. Und am Freitag scheiterte innerhalb der UN-Menschenrechtskommission - der schon einmal Staaten wie Libyen vorsaßen - der Versuch, den Sudan für die Vorgänge scharf zu verurteilen, am Widerstand von Nationen, die Khartum wohlgesinnt sind. Dort bejubelt man nun das letztlich verabschiedete Papier, das lediglich "Besorgnis” äußert, als "Sieg” und räumte offen ein, dass man das Vorgehen der Milizen und damit die ethnischen Säuberungen auch in Zukunft in Kauf nehmen werde. Sichtbare Protest-Demonstrationen zu dieser Tragödie hat es jedoch bisher nicht geben: Das vielfach als pure Machtpolitik empfundene US-Engagement im Irak ist den Friedensbewegten, Globalisierungsgegnern und sonstigen Bedenkenträgern dieser Welt ein weitaus lohnenderes Anliegen als das Massensterben in einem afrikanischen Staat. nachrichten.red@volksfreund.de

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