Merkels Welt

Die politische Welt der Angela Merkel ist zweigeteilt: Auf der einen Seite ist sie die beliebte und unangefochtene Vorsitzende der CDU, die dereinst erste deutsche Kanzlerin werden will. Auf der anderen Seite muss sie sich als ungeliebte und angeblich überforderte ostdeutsche Protestantin den Intrigen ehrgeiziger Konkurrenten erwehren.

Nun besteht auch die real existierende Welt aus Sonne und Regen, Sommer und Winter. Insofern könnte Merkel hoffnungsfroh auf bessere Zeiten warten. Fragt sich nur, ob die Partei dafür die notwendige Geduld aufbringt. Die Absage des CDU-Großkalibers Wolfgang Schäuble, anstelle des Aussteigers Friedrich Merz Fraktionsvize für Wirtschaft und Finanzen zu werden, ist ein weiterer schwerer Schlag für die Vorsitzende. Auch wenn die von Schäuble angeführten Gründe zutreffen und der Korb keine Retourkutsche sein sollte: Abermals ist der stets kühl kalkulierenden Karrierefrau vor Augen geführt worden, dass ihre Macht auf schmalem Grat verharrt - und ihre männlichen Rivalen jederzeit die Balance verändern können. Merkel wankt, keine Frage. Gegenwärtig läuft alles schief, und Basis wie Funktionärsschicht werden nervös. Nach jetziger Lage hat sie noch bis Frühjahr 2005 Zeit, die Dinge zum Besseren zu wenden. Sollten aber auch die Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen verloren gehen, könnte die Komplott-Theorie zur Praxis werden. nachrichten.red@volksfreund.de

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