Ministerielle Beruhigungspille

Wenn der Mainzer Innenminister Walter Zuber demnächst vor die Presse tritt und die Kriminalstatistik 2002 vorstellt, wird er wenig Überraschendes sagen: Zuber wird den Kriminalitätsanstieg im Land bedauern, ihn relativieren, die Bürger beruhigen und der Polizei ausdrücklich für ihre engagierte Arbeit danken. "Rheinland-Pfalz", wird der Minister schließlich sagen, "ist immer noch eines der sichersten Länder im Bundesvergleich." Das mag stimmen, Grund zur Panik für die Bürger besteht ganz gewiss nicht. Und dennoch müssten angesichts des deutlichen Anstiegs von Gewalt- und Sexualdelikten, von Sachbeschädigungen und Diebstählen im Mainzer Innenministerium die Alarmglocken läuten. Vor allem müssten Maßnahmen ergriffen werden, die der Bevölkerung signalisieren: Die Landesregierung nimmt das Problem ernst und unternimmt alles, Straftaten zu verhindern und Täter dingfest zu machen. Dazu aber wollen die Rotstift-Beschlüsse der rot-gelben Koalition partout nicht passen: In den nächsten Jahren werden weniger neue Polizisten eingestellt als ursprünglich geplant. Im Gegenzug sollen die länger arbeiten, die jetzt schon ausgepowert sind. Bald jagt "Opa-Polizei" jugendliche Verbrecher, lästern nicht zu unrecht die Gewerkschaften. Misstrauisch machen muss, dass die Kriminalstatistik in diesem Jahr außergewöhnlich spät vorgestellt wird - am 7. April. Wenige Tage zuvor soll der Mainzer Landtag die längere Lebensarbeitszeit für Polizisten absegnen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort