Mit Augenmaß

Seit Jahren haben deutsche Arbeitnehmer ihren Teil dazu beigetragen, dass die Wirtschaft nach rasanter Talfahrt wieder Tritt gefasst hat, auf dem Weltmarkt so konkurrenzfähig ist wie schon lange nicht mehr und glänzende Geschäfte macht.

Gewaltige Anstrengungen waren nötig, um diesen Strukturwandel zu bewerkstelligen. Bezahlt haben ihn Heerscharen von Beschäftigten mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Und die, die ihre Jobs behielten, mussten sich über Jahre hinweg mit sinkenden Real-Einkommen und steigenden persönlichen Belastungen abfinden. Dass die Gewerkschaften diesen bitteren, aber notwendigen Weg mitgegangen sind, war keineswegs selbstverständlich und zeugt von Verantwortungsbewusstsein und Augenmaß. Jetzt, wo die Konjunktur wieder läuft, kann es doch niemanden ernstlich überraschen, dass die Metaller nach dieser Zeit der Leiden nun ihrerseits wieder an die Futtertröge wollen und massiv einen angemessenen Anteil an den steigenden Unternehmensgewinnen fordern. Zumal es ja am Ende nicht wirklich um sechseinhalb Prozent Lohnerhöhung gehen wird, sondern allenfalls darum, ob eine Drei oder eine Vier vor dem Komma steht. Das mag man gut finden oder schlecht. Aber es ist den Menschen schlicht nicht mehr zu vermitteln, warum die üblichen Verdächtigen immer vom Maßhalten reden, wenn es um das Gehalt der Arbeitnehmer geht. d.schwickerath@volksfreund.de

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