Mit Kanonen auf Spatzen

Es ist Aufgabe einer Staatsanwaltschaft, nach allen Seiten zu ermitteln, Belastendes, aber auch Entlastendes über Tatverdächtige zusammenzutragen. Es ist daher auch in Ordnung, wenn sich die Trierer Anklagebehörde in der Saarburger Rettungsfunk-Affäre nicht nur auf den ehemaligen Leiter der DRK-Wache konzentriert, sondern auch in alle anderen Richtungen die Augen und Ohren offen hält.

Es ist schließlich wahrscheinlich, so eines der bisherigen Ermittlungsergebnisse, dass auch andere den Störknopf gedrückt haben könnten. Die nötigen Beweise dafür zusammenzutragen, ist schwierig. Wie schwierig, haben schon die sich hinziehenden bisherigen Ermittlungen gegen den Hauptverdächtigen gezeigt. Auf die noch ausstehende Anklage des Trierer Staatsanwalts Eric Samel darf man gespannt sein. Dass es aber plötzlich mindestens ein Dutzend weitere Verdächtige gibt, gegen die Ermittlungen laufen, nur weil sie am Tag X zum Zeitpunkt Y an einem Ort Z waren und theoretisch die Möglichkeit gehabt hätten, den Störknopf zu drücken, ist ein Unding. Zumal einer der (umstrittenen) Vorwürfe, die im Raum stehen - versuchter Mord - nicht von Pappe ist. Wer als bis dato unbescholtener Bürger aus heiterem Himmel mit einem solch massiven Vorwurf konfrontiert wird, kann den Glauben in den Rechtsstaat verlieren. Auch das muss eine Staatsanwaltschaft bedenken, bevor sie derartige Verfahren einleitet. Gott sei Dank ist durch die inzwischen beendeten Saarburger Stör-Manöver offensichtlich niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Dann schießt man anschließend aber auch nicht mit Kanonen auf Spatzen. r.seydewitz@volksfreund.de

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