Mitgefangen, mitgehangen

"Wunder gibt es immer wieder" - danach klangen einst die Lobpreisungen, als die Abfall-Experten der Region das Angebot der Firma Herhof beschrieben. Halb so teuer, doppelt so umweltfreundlich, "ein Glücksfall", wie es allenthalben hieß.

Als Miesmacher und Spielverderber galt, wer Bedenken geltend machte. Nun kostet der Glücksfall erst mal acht Millionen Euro zusätzlich. Wunder gibt es eben nur im Schlager, und die Region Trier hat sich auf ein Unterfangen eingelassen, das manche Unwägbarkeit aufweist. Jetzt lautet die Devise "Mitgefangen, mitgehangen". Denn ein später Ausstieg und eine Neuausschreibung käme die Bürger reichlich teuer. Die Angst vor monumentalen Gebührensteigerungen hat die Kommunalpolitiker bei der Stange gehalten, viele davon sicher mit zusammengebissenen Zähnen. Aber der Einstieg bei der Stabilat-Anlage ist nur die Konsequenz ihrer früheren Entscheidung, auf Herhof zu setzen. Von einer "Notsituation" spricht die Trierer Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Der Einstieg in die Besitzgesellschaft der Stabilat-Anlage wirkt dennoch nicht wie eine Panik-Reaktion Marke "Augen zu und durch". Die Verantwortlichen haben die Augen offen gehalten, klare Bedingungen gestellt und ihre Einhaltung bestmöglich abgesichert. Im Kreis Bernkastel-Wittlich reichte es sogar, um die Grünen zu überzeugen und ein einstimmiges Ergebnis zu erzielen. Trotzdem: Garantien gibt es im Wirtschaftsleben nicht. Gelingt es, dauerhaft Abnehmer für das Trockenstabilat als Produkt der Abfallverwertung zu finden, sind die acht Millionen Euro für die Besitzgesellschaft eine solide Investition. Scheitert Herhof am Markt, dann könnte es sein, dass die Millionen futsch sind und die Region ihren Müll letztlich doch zu unverschämt schlechten Konditionen entsorgen müsste. Spätestens dann wäre die nächste Runde Sondersitzungen fällig. mar/jks d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort