Mitleid nicht angebracht

Er fühle Mitleid mit einem Mann, den man durch die Behandlung während seiner Festnahme - gemeint sind die Bilder der medizinischen Untersuchung - "zerstört" habe. Diese Äußerung des Vatikan-Kardinals Martino ist nur eine seltsame Stimme aus dem Chor jener, denen nun das Wohlergehen des Massenmörders Saddam Hussein eine Herzensangelegenheit ist. Amnesty International appelliert, den Despoten fair zu behandeln. Und UN-General Kofi Annan sorgt sich ebenfalls um die Gesundheit des Mannes.Soviel Heuchelei hat natürlich seinen Grund. Sie soll den Boden für die Argumentation bereiten, dass Saddam Hussein am besten vor einem internationalen Tribunal aufgehoben ist, weil nur dieses ein faires Verfahren garantiere. Doch wie erklären eigentlich jene, die seit Monaten auf eine möglichst rasche Rückgabe von Macht und Verantwortung an das irakische Volk drängen, dass sie in dieser Frage den Irakern nicht zutrauen, mit dem kürzlich geschaffenen Sondertribunal ihre Geschichte aufzuarbeiten? Die Iraker erhalten endlich die Chance, selbst einen Schlussstrich unter die Vergangenheit eines Folter-und Mordregimes zu ziehen. nachrichten.red@volksfreund.de

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