Mutter der Nation

Das Elterngeld ist ein Erfolg, eine kleine familienpolitische Revolution. Das sollten nun selbst die Betonköpfe der Union einsehen, die vor Einführung der finanziellen Hilfe die Mütter lieber mit einer "Herdprämie" an Küche und Kinder binden wollten.

Auch als Wurfprämie wurde die Unterstützung junger Eltern beschimpft. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen kann das egal sein. Die siebenfache Mutter hat sich mit ihrer sozialdemokratisch gefärbten und in den Augen so mancher Konservative viel zu linken Politik durchgesetzt. Mit Erfolg. Die Geburten steigen, wenn auch leicht. Und immer mehr Väter nehmen sich eine Auszeit, um zumindest ein paar Wochen beim Nachwuchs zu bleiben. Ihr Anteil liegt jedenfalls höher, als selbst von der Leyen erwartet hatte - mit der Folge, dass die Ministerin im vergangenen Jahr einen Nachschlag vom Finanzminister verlangen musste, um allen Antragstellern auch Elterngeld zahlen zu können.Sicherlich muss an einigen Stellen wie etwa der Dauer und der Höhe des Elterngeldes nachgebessert werden. Doch bereits jetzt steht fest: Die Einführung der Eltern-Unterstützung ist der größte Erfolg für die ansonsten eher für faule Kompromisse bekannte Große Koalition. Und nun bekommt die von Kritikern als Mutter der Nation verspottete Ministerin mal wieder Applaus von fast allen Seiten. Ihr Vorschlag, auch Omas und Opas eine Elternzeit zu gewähren, wenn deren minderjährige Tochter ein Kind bekommt und mitten in der Ausbildung steckt, ist erneut ein Beweis dafür, dass es in der Union noch Politiker gibt, die querdenken können und sich nicht in Parteidisziplin einbinden lassen. Ein Kind überfordert viele, vor allem aber Teenager-Mütter. Deren Zahl steigt trotz Aufklärung, Pille und Kondom. Den jungen Müttern muss geholfen werden. Zumal sie zu den Verlierern bei der Elterngeld-Regelung zählen. Erhielten minderjährige Eltern vor Einführung der Lohnersatzleistung zwei Jahre finanzielle Hilfe, gibt es nun ein Jahr lang gerade mal 300 Euro im Monat. Daher ist von der Leyens Ansatz richtig, diesen Müttern unter die Arme zu greifen und deren Eltern zu ermöglichen, ihr Kind zu unterstützen. Allerdings springt der Vorschlag zu kurz. Welche berufstätige Oma oder welcher Opa kann es sich schon leisten, ein Jahr oder länger zu Hause zu bleiben und auf den Enkel aufzupassen und solange keinen Lohn zu bekommen? Wenn Elternzeit für Oma und Opa, dann auch Elterngeld für die kinderbetreuenden Großeltern.

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