Nach mir die Sintflut

Die Front der Kritiker formiert sich: Aktionärsschützer, Wirtschafts-Experten und Politiker sind mit vielen deutschen Topmanagern nicht zufrieden. Zwar kassieren die Spitzenleute der deutschen Wirtschaft Jahr für Jahr Millionen-Gehälter, Prämien und Sonderzahlungen.

Doch die Leistungen stehen oftmals in keinem Verhältnis zu den Zahlungen. Beispiele gibt es genug: Das Maut-Desaster haben maßgeblich die beiden Vorzeige-Unternehmen DaimlerChrysler und Deutsche Telekom zu verantworten. Die personellen Konsequenzen, die die Unternehmen aus dem Chaos ziehen, halten sich schwer in Grenzen. Nun gibt es Gerüchte, Toll-Collect-Chef Ziermann werde abgelöst. Wie so viele seiner Kollegen soll er weich fallen und weiterhin im Vorstand des Maut-Konsortiums bleiben. Auch die Deutsche Bank bietet reichlich Anschauungsunterricht: Trotz eines Rekordgewinns von fast zehn Milliarden Euro werden 14 Prozent der Belegschaft entlassen. Solche Auswüchse kommen auch bei den Liberalen nicht gut an. Erst kürzlich wetterte FDP-Vize Rainer Brüderle: Milliarden werden in den Sand gesetzt, aber kein Wirtschaftskapitän will die Verantwortung übernehmen. Keine Frage, das wichtigste Ziel für jedes Unternehmen ist es, Gewinne zu machen. Doch häufig genug führt eine kurzfristige Gewinnmaximierung später in die Unternehmenskatastrophe. Wer aber als Manager nach wenigen Jahren seine Schäfchen im Trockenen hat, interessiert sich kaum noch dafür, was nach ihm kommt getreu dem Motto: Nach mir die Sintflut. 120 000 Mannesmann-Mitarbeiter können ein Lied davon singen. Neun Monate Vorstands-Chef-Arbeit von Klaus Esser haben ausgereicht, das Traditionsunternehmen auszuradieren. h.waschbuesch@volksfreund.de

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