Nachdenken!

Polizisten brauchen vernünftige Arbeitsbedingungen, wenn sie ihren stressigen Job zum Wohle aller erfolgreich erledigen sollen. Daran kann kein Zweifel bestehen. Die entscheidende Frage ist, ob sich diese Bedingungen nicht auch im "Gift-Präsidium" schaffen ließen.

Nein, hieß es im Dezember 2005 nach einer Krankheitswelle unter den Beamten. In einer bemerkenswerten großen Koalition stimmten CDU und Grüne eilfertig dem Beschluss von Innenminister Karl-Peter Bruch (SPD) zu, den Polizisten sei die Rückkehr in die Südallee nicht zuzumuten. Wo sind aber die stichhaltigen Beweise dafür, dass in diesem Gebäude, das grundsätzlich als zweckmäßig für die Polizei-Arbeit erachtet wird, ein Krankheitserreger existiert? Sollte es ihn geben, hätte er sich 32 Jahre lang gut "versteckt", denn von 1973 bis 2005 gab es keine auffällige Krankheitswelle. Natürlich stimmt es sehr bedenklich, wenn reihenweise Polizisten aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden ihren Dienst nur eingeschränkt verrichten können oder ausfallen. Die aufwändigen und bis ins Detail gehenden Untersuchungen von sechs Gutachtern sowie die Massen-Blutprobe des Trierer Gesundheitsamtes legen jedoch den Schluss nahe, dass es kein mysteriöses Virus gibt. Stattdessen führte das unglückliche Zusammenwirken verschiedener Faktoren zu den Beschwerden, sagt ein Umweltmediziner der Universität Aachen. Ein offenbar falsch gereinigter Boden, Staub, gefährliche Pflanzen - diese Probleme zu beheben, kann nicht die Welt kosten, jedenfalls keine 15 Millionen Euro, wie es der Landesbetrieb LBB weismachen will. Oder hat er etwa weitergehende Erkenntnisse, die er der Öffentlichkeit verschweigt, um Fehler der Vergangenheit zu vertuschen? Fakt ist: In den vergangenen Jahren sind bereits rund sechs Millionen Euro in die Sanierung des Hochhauses geflossen. So schlecht kann dessen Zustand also nicht sein. Die Büros sind schmucklos, aber funktional. Und verkehrstechnisch stuft Polizeipräsident Manfred Bitter den Standort als optimal ein. Bevor 30 Millionen Euro ausgegeben werden - das Land hat offenbar immer noch zu viel Geld -, sollte deshalb im Interesse des Steuerzahlers noch einmal intensiv nachgedacht werden. Sowohl das Innen- als auch das Finanzminsterium sind hier gefordert.f.giarra@volksfreund.de

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