Nachhilfe-Unterricht

Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft gehen in die Offensive: Sie wollen ihre Betriebe vor Pleiten schützen, ihnen helfen, wenn säumige Auftraggeber sich mit der Bezahlung zieren, Mängel vortäuschen und bereits erbrachte Leistungen einfach ignorieren. Das Problem ist nicht neu. Aber die schlechte Zahlungsmoral treibt angesichts einer lahmen Konjunktur ungeahnte Blüten. Immer länger müssen Betriebe auf ihr Geld warten, immer häufiger werden sie in langwierige Rechtsverfahren verwickelt, in denen fadenscheinige Mängel vorgeschoben werden, um Zahlungen nicht zu leisten. Die Lage ist so schlimm, dass die Verantwortlichen inzwischen sogar den verspäteten Zahlungen der öffentlichen Hand etwas Gutes abgewinnen: Sie zahlen unpünktlich, aber sie zahlen wenigstens noch, sagt beispielsweise HWK-Chef Hans-Hermann Kocks. Der Versuch der Bundesregierung, mit dem Zahlungsbeschleunigungsgesetz lahmen Zahlern Beine zu machen, ist vollkommen fehl geschlagen. Denn wer sich auf ein Rechtsverfahren einlässt, muss häufig noch länger auf sein Geld warten. Am Ende meldet gar noch der Auftraggeber Insolvenz an, und der Betrieb sieht keinen müden Euro. Schlimmer noch, er muss auch Gerichts- und Vollstreckungskosten selbst zahlen. Doch wie in jeder Krise haben die Betriebe an ihrem Unheil mitgestrickt. Bei schlechter Auftragslage wird nämlich nicht mehr geprüft, ob der Auftraggeber nicht als säumiger Zahler bekannt ist wie ein bunter Hund. Auch bei Vertragsabschlüssen und im Rechnungswesen sind viele Betriebe zu blauäugig. Von HWK und Kreishandwerkerschaft gibt es nun Nachhilfe-Unterricht. Wer sich das entgehen lässt, kann weiter Geld aus dem Fenster werfen. h.waschbuesch@volksfreund.de

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