Nagelprobe für den Bischof

Eines muss man den bischöflichen Spar-Kommissaren bescheinigen: Sie haben auf ihrer 41 Punkte umfassenden Streich-Liste so gut wie keinen Bereich ausgelassen. Selbst bei den Ausgabeposten "Hohe Domkirche" und "Leitung" wird, wenn auch bescheiden, gespart.

Das Signal, das Bischof Reinhard Marx und seine Finanzexperten damit an ihre Untergebenen und die 1,6 Millionen Katholiken im Bistum senden wollen, ist klar: Die finanzielle Lage ist so ernst, dass sogar die hohen Kirchenmänner ihre Gürtel enger schnallen müssen. Wirklich traurig, aber das wird in den nächsten Wochen niemanden interessieren - nicht die rund 1000 Erzieherinnen, die um ihren Job bangen, weil sich die Kirche aus der Trägerschaft ihrer Kindergärten zurückzieht, nicht die Mitarbeiter der Einrichtungen, die ganz geschlossen werden, und auch nicht die zahlreichen katholischen Häuser und Projekte, denen Zuschüsse gestrichen oder ganz gekappt werden. "Die Kirche ist nicht dafür da, überholte Traditionen zu erhalten", hat Bischof Marx vor einem Jahr in der Trierer Abtei St. Maximin gesagt. Entscheidend sei vielmehr, den christlichen Glauben auch in Zukunft zu bewahren. Genau das aber dürfte besonders jenen Mitarbeitern und Gläubigen schwer fallen, die von den Spar-Plänen des Bistums betroffen sind oder die durch sie jetzt sogar um ihren Job fürchten müssen. Nicht wenige Katholiken werden sich auch fragen, warum sie überhaupt noch Kirchensteuern zahlen sollen, wo sich die Kirche doch aus immer mehr Bereichen zurückzieht und selbst Pilgerfahrten, die Seelsorge in Krankenhäusern und Behindertenheimen oder die Lebensberatung nicht von den Kürzungsplänen ausgenommen sind. Der Proteststurm wird nicht lange auf sich warten lassen, der heute noch auf die Landesgartenschau "abgetauchte" Bischof Marx wird viele Klagen zu hören bekommen und Fragen beantworten müssen. Vieles wird davon abhängen, wie der Bischof auf die Einwände, Sorgen und Nöte reagiert, ob er sie ignoriert oder ernst nimmt. Noch genießt Volkstribun Marx in der Öffentlichkeit zu Recht ein positives Image. Passt er jetzt nicht auf, ist er schnell unten durch. r.seydewitz@volksfreund.de

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