Nebelkerzen

Glaubt der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad tatsächlich, dass seine abstrusen Belehrungen über das angebliche Scheitern westlicher Demokratieformen und die beharrliche wie verwerfliche Negierung des Existenzrechts Israels von der US-Regierung ernst genommen werden und zu einer Annäherung führen?

Wohl kaum. Deshalb wird das Schreiben, dessen Inhalt gestern bekannt wurde, auch die beteiligten Parteien im Konflikt um die nuklearen Aufrüstungsbemühungen nicht weiterbringen - zumal der Brief im Gegensatz zu großspurigen iranischen Versprechungen keinen Lösungsvorschlag in dieser Frage zu enthalten scheint. Vielmehr dürfte es wie in der Vergangenheit die Strategie des Mullah-Regimes sein, Nebelkerzen abzufeuern und mit abrupten Themenwechseln vom Kern der Sache abzulenken: Dem absoluten Unwillen, den internationalen Forderungen nach einer Einstellung der Urananreicherung nachzukommen. Und so lange es auf der Ebene des UN-Sicherheitsrats, wie auch gestern in New York wieder deutlich wurde, keine geschlossene Front gegen die Aufrüstungsambitionen Teherans gibt, solange wird man dort keinen Handlungsbedarf sehen. Das Lob der Mullahs für China und Russland spricht dabei Bände: Die "Abweichler" verhalten sich aus den bekannten wirtschaftlichen Gründen weiter so, wie man es schon vor Monaten erwarten konnte. Deshalb wird in der nächsten Zeit eine Frage immer mehr in den Mittelpunkt rücken: Kann es "Neutralen" wie der deutschen Regierung gelingen, doch noch einen Durchbruch zu vermitteln? nachrichten.red@volksfreund.de

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