Neue Zeiten, neue Ideen

Der Moselaufstieg teilt das Schicksal allzu vieler großer Verkehrsvorhaben in unserem Land: Die Planungsphase dauert ewig, und wenn sie beendet ist, haben sich die Verhältnisse so verändert, dass das Projekt im Grunde längst überholt ist.

Aber weil man schon so lange dafür gekämpft hat und nicht weiß, ob man je irgendwas anderes kriegt, wird durchgezogen bis zum bitteren (und teuren) Ende. Als der Moselaufstieg Konz/Igel vor mehr als einem Vierteljahrhundert angedacht wurde, ging man davon aus, dass es große Verkehrsachsen Richtung Frankreich geben werde, die das Trierer Land streifen. Flugs bekam der Plan eine großregionale Dimension. Doch diese Achsen kamen nie, Saarbrücken und Metz sind längst an Luxemburg angebunden, kein Mensch muss bei Konz über die Mosel, um nach Europa zu kommen. Der Moselaufstieg wäre heute nicht mehr als ein Autobahnanschluss für Konz und Saarburg. Nicht, dass man es ihnen nicht gönnen würde, aber dafür eine dreistellige Millionensumme auszugeben - und die käme zustande, wenn man die Kosten im Kleingedruckten mitrechnet -, ist kaum zu rechtfertigen. Die Musik spielt, was den Verkehrsfluss angeht, längst woanders. Es gibt zwei zentrale Krisenherde im Umfeld der Stadt Trier: Die "Bitburger" mit ihren katastrophalen, Touristen und Einkäufer abschreckenden Dauerstaus. Und die Ehranger Brücke, die der anschwellenden Verkehrsströme kaum mehr Herr wird. Letzteres ließe sich am effizientesten über die Nordumfahrung beheben. Und die B 51 könnte durch die nun angedachte Trasse von der A 64 zur Konrad-Adenauer-Brücke massiv entlastet werden, weil es für die meisten Trier-Besucher keinen Sinn mehr hätte, die "Bitburger"-Serpentinen her-unterzufahren. Der Moselaufstieg Konz/Igel hingegen würde keines der beiden Hauptprobleme lösen. Im Gegenteil: Käme er ohne gleichzeitige Nord-Umfahrung, würde er den Verkehr über die Ehranger Brücke endgültig zum Erliegen bringen. Ob die im Trierer Stadtrat angedachte Variante einer ernsthaften Realisierung standhält, weiß im Moment niemand. Sie könnte technisch unlösbar sein, oder zu teuer. Wer das herausfinden will, muss sorgfältig prüfen. Aber wer stur an alten Planungen festhält und sich weigert, über neue Ideen überhaupt nachzudenken, handelt leichtfertig. d.lintz@volksfreund.de

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