Nicht dramatisieren

Gewalt in der Schule - ein Tabuthema. Jeder Direktor streitet ab, dass es Schläger an seiner Schule gibt. Das Problem wird totgeschwiegen. Doch dass die Schulen keineswegs Biotope sind, wo sich die Jugendlichen anders verhalten als außerhalb dieser angeblich heilen Welt, das zeigt sich bei spektakulären Fällen wie dem in Hildesheim, wo Heranwachsende monatelang einen Mitschüler auf das Übelste misshandelt haben.

Und der Fall der Prümer Berufsschüler zeigt einmal mehr, dass auch die so genannte Provinz kein Reservat ist. Trotzdem dürften solche Prügelorgien und brutalen Misshandlungen die Ausnahme sein. Gewalt spielt sich aber auch auf anderen Ebenen ab. Auch Worte können verletzen. Aus harmlosen Hänseleien kann gefährliches Mobbing werden, unter dem Schüler leiden, das sie krank macht. Gewalt an Schulen ist ein Thema, das nicht länger tabuisiert werden darf. Aber es sollte auch nicht dramatisiert werden. Nicht jeder Schüler ist ein Schläger, nicht alle Schulen sind ein Hort der Gewalt. Eltern sollten nicht unnötig in Panik verfallen. Statt ihren Kindern Angst zu machen, sollten sie ihnen das Selbstbewusstsein vermitteln, dass sie den Mut haben, bereits Anfänge von Gewalt anzuprangern. Schulen müssen Modelle entwickeln, wie Auswüchse á la Prüm oder Hildesheim vermieden werden können. Vor allem die Lehrer müssen besser darauf vorbereitet werden. Oft sind sie überfordert, weil sie fast ausschließlich als Wissensvermittler, aber immer weniger als Pädagogen ausgebildet werden. b.wientjes@volksfreund.de

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