Nicht dümmer als der Rest

Sind die Jugendlichen in der Region Trier dümmer als im Rest der Republik? Diese Schlussfolgerung aus den aktuellen Zahlen bei Gesellenprüfungen im Handwerk zu ziehen, greift sicher zu kurz. Einerseits sind die Anforderungen im Handwerk von Jahr zu Jahr gestiegen.

Exakte Arbeit mit komplexer Technik an immens teuren Maschinen - so sieht heute die Praxis in den Betrieben aus. Die wird immer anspruchsvoller. Nicht zuletzt, weil im harten Wettbewerb jeder Kunde zählt. Und der will ordentlich behandelt und bestens bedient werden. Andererseits haben Berufsschulen und Betriebe jahrelang aneinander vorbei ausgebildet. Wer die Schulbank drückte, lernte viel von Gott und der Welt, doch zeitlich versetzt erst das Fachwissen, was er schon früher in der Werkstatt gut hätte anwenden können. Da half ein gutes Schulzeugnis letztlich auch wenig, wenn der Stift bei der Gesellenprüfung durchrasselte. Dass daraus die Konsequenzen mittels neuer Prüfungsordnungen und Lernmethoden gezogen wurden, war bitter nötig. Ob sie erfüllen, was Kreishandwerkerschaften und Prüfer sich davon versprechen, muss die Zukunft zeigen. Doch die sieht eher düster aus. Für viele Jugendliche ist das Handwerk nämlich unattraktiv, sie besuchen, wenn möglich, höhere Schulen und fallen als qualifizierter Nachwuchs aus. Die Klage vom Facharbeitermangel im Handwerk scheint folglich hausgemacht. Übrig bleiben diejenigen, die nicht wollen, und diejenigen, die nicht mehr können. Letztere sind wiederum den gestiegenen Anforderungen des Marktes nicht gewachsen, darauf können die einzelnen Branchen folglich auch nicht bauen. Bleiben diejenigen, die einfach zu faul zum Lernen sind. Die gibt es scheinbar oft, zu oft. Sie brauchen die rote Karte. Dass sie engagierte Betriebe, Ausbilder und Prüfer zum Narren halten, kann sich das Handwerk nicht leisten. s.schwadorf@volksfreund.de

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