Nichts gelernt

Die Gefahr einer neuen weltweiten Grippe-Epidemie ist beunruhigend. Doch sollte man durch Nachrichten über angebliche Killer-Viren oder eine Horror-Grippe nicht in Panik verfallen. Noch ist Zeit für eine ausreichende Vorsorge.

Wenn Bund, Länder und Ärzte die Gefahr ernst nehmen. In Industrieländern wird der Virus zwar Folgen haben - es wird sicherlich Menschen geben, die daran sterben, so wie jedes Jahr Tausende an Influenza sterben - doch kann die Ausbreitung durch Hygiene und gute medizinische Versorgung schnell eingedämmt werden. Doch was ist mit den Slums, den Armenvierteln in den Megastädten der Dritten Welt? Dort wird sich der zum gefährlichen Virus mutierte Erreger rasend schnell ausbreiten. Und er wird nicht an Grenzen halt machen. Wieder einmal, wie schon bei der Lungenkrankheit Sars, zeigen sich hier die Risiken der Globalisierung. Innerhalb weniger Stunden kann der Virus per Flugzeug in andere Länder übertragen werden. Und das ist das wirklich Beunruhigende an den nicht übertriebenen Erkenntnissen der Mediziner. Trotz eines weltweit immer besser werdenden Gesundheitswesens wächst die Gefahr von gefährlichen Epidemien. Die Bekämpfung der Viruskrankheiten ist keine nationale Aufgabe mehr. Doch das scheint noch nicht überall in den Köpfen der Verantwortlichen verankert zu sein. Obwohl seit langem bekannt ist, dass eine weltweite Ausbreitung mit den Vogelgrippeviren droht, gibt es noch immer keinen Impfstoff. In Deutschland werden nun panikartig Notfallpläne erarbeitet. Ihre Umsetzung wird wahrscheinlich an den unterschiedlichen Auffassungen der 16 (!) Seuchenbeauftragten der Bundesländer scheitern. Genauso wenig gibt es eine europa- oder weltweit koordinierte Gesundheitspolitik. Aus Sars und Vogelgrippe hat man nichts gelernt, aus der bevorstehenden Epidemie wird man auch nichts lernen. Die nächste Pandemie wird kommen - so sicher wie das Amen in der Kirche. b.wientjes@volksfreund.de

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