Noch eine Absurdität

Wer immer noch nicht wahr haben will, dass die Regierung bei ihrem groß angepriesenen Reformwerk überfordert ist, der sollte sich die Leidensgeschichte über die Pendlerpauschale ins Gedächtnis rufen.

Zunächst stand fest, der Steuernachlass werde für alle Fahrten bis 20 Kilometer gestrichen. Jetzt erfahren wir, dass nur die Autofahrer zur Kasse gebeten werden, nicht aber Bus- und Bahnbenutzer. Aber vielleicht kommt ja doch alles ganz anders, denn SPD-General Olaf Scholz lässt wissen, das letzte Wort sei hier noch nicht gesprochen. Fazit: wo Rot-Grün drauf steht, ist Chaos drin. Zweifellos gibt es gute Gründe, die Pendlerpauschale in einem überschaubaren Zeitraum abzuschaffen. Die Zersiedelung ist bereits weit fortgeschritten, besonders in den neuen Ländern drohen viele Innenstädte zu veröden, und der Staat fördert diese unheilvolle Entwicklung auch noch mit einer steuerlichen Prämie. So kann es in der Tat nicht weiter gehen. Die neue Idee der Bundesregierung ist allerdings kaum weniger abenteuerlich. Denn Berufspendler werden gewissermaßen in Gut und Böse eingeteilt. Das muss alle Arbeitnehmer empören, die auf dem Lande wohnen, wo Bus oder Bahn entweder selten oder gar nicht lang kommen. Und ob der Plan dem Finanzminister die erhofften Spar-Milliarden in die Kasse spült, ist auch eher zweifelhaft. Wo ein Wille ist, gibt es für Otto-Nomal-Steuerzahler auch einen Weg, fürs Finanzamt künftig als Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs in Erscheinung zu treten. Der bürokratische Aufwand, aus dem Kreis der Pendler die Autofahrer heraus zu fischen, dürfte jedenfalls enorm sein. Wenn schon der Rotstift regiert, dann muss gleiches Recht für alle gelten. Das Beste wäre, die Regierung würde sich zur kompletten Überarbeitung ihrer Reformentwürfe ins stille Kämmerlein zurück ziehen, anstatt die Nation täglich mit neuen Absurditäten zu provozieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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