Weinkenner schnalzen mit der Zunge, wenn sie an Jahrgänge wie 1953, 1959 oder 1976 denken. Damals war es ähnlich heiß und sonnig wie in diesem Jahr, die überreifen Trauben brachten ganz edle Weine hervor. Wiederholt sich das in 2003 ? Gut möglich. In manchen Rebanlagen beginnen bereits die Rotweinbeeren sich zu verfärben. In zwei Wochen beginnt die Reifephase. Weinbauberater, die 20, 30 Jahre an der Mosel im Geschäft sind, haben so etwas noch nicht erlebt. Bei allem Optimismus: Mit dem Prädikat "Jahrhundertwein" sollte man jetzt noch etwas vorsichtig sein. Das Wetter ist und bleibt unberechenbar. Im vergangenen Jahr kam es im Osten Deutschlands zur Jahrhundertflut, jetzt stöhnt das Land unter der Trockenheit. Eine mehrwöchige Regenperiode im September könnte so manche Spät- und Auslese noch ins Wasser fallen lassen. Warten wir also geduldig und mit einer gewissen Vorfreude ab, was die Natur den Winzern und Weintrinkern in diesem Jahr schenkt. Die alte Winzerweisheit gilt immer noch: Der neue Wein kann erst dann beurteilt werden, wenn er im Keller liegt. w.simon@volksfreund.de