Nummer eins in Nöten

Das kann Triers allmächtigem Oberbürgermeister Helmut Schröer überhaupt nicht gefallen. Ganz gleich, wie das Untreue-Ermittlungsverfahren gegen ihn ausgehen wird: Allein die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft gegen die Nummer eins der Stadt ermittelt, kratzt am Saubermann-Image des bis dato unbescholtenen OBs.

Das kann Triers allmächtigem Oberbürgermeister Helmut Schröer überhaupt nicht gefallen. Ganz gleich, wie das Untreue-Ermittlungsverfahren gegen ihn ausgehen wird: Allein die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft gegen die Nummer eins der Stadt ermittelt, kratzt am Saubermann-Image des bis dato unbescholtenen OBs. Das dürfte vor allem die politischen Gegner des prominenten Christdemokraten freuen. Die konnten zwar bislang schon im Trierer Stadtrat poltern, wenn ihnen Schröer-Entscheidungen nicht passten. Doch die Außenwirkung der Attacken hielt sich in engen Grenzen. Das ist seit gestern anders. Ein Ermittlungsverfahren besagt zwar noch nichts über Schuld oder Unschuld des Trierer Oberbürgermeisters, doch zumindest der Anfangsverdacht, dass Steuergelder zweckentfremdet wurden, ist da. Gewiss: Die Vorwürfe sind im Prinzip lächerlich. Helmut Schröer soll kein Geld in die eigene Tasche gesteckt, sondern einen engagierten Kämmerer für dessen Überstunden bezahlt haben. Dass der pensionierte Stadtverwaltungsdirektor die Mehrarbeit tatsächlich geleistet hat, ist unbestritten. Ebenso, dass er der Kommune durch sein Engagement womöglich einige Milliönchen gespart hat. Nur ist das nicht die Frage. Was in der Privatwirtschaft ohne viel Federlesens möglich ist, gilt eben nicht zwangsläufig auch für den öffentlichen Dienst. Laut Beamtenrecht können Überstunden eben nicht einfach so vergütet werden. Das mag antiquiert sein, ist aber nun einmal geltendes Recht. Schröers Replik, er habe seinerzeit nichts von einem möglichen Verstoß gegen die Mehrarbeitsvergütungsverordnung gewusst, klingt wenig überzeugend. Unwissenheit, das muss auch ein entscheidungsfreudiger OB wissen, schützt bekanntlich vor Strafe nicht. Politisch wäre Helmut Schröer allemal gut beraten gewesen, die beabsichtigte Sonderzahlung im Vorfeld mit allen Fraktionen abzustimmen – gerade eben weil es kein alltäglicher Fall war. Weil der Oberbürgermeister dies offensichtlich nicht tat, könnte ihm sein Alleingang – nach Rügen von der Aufsichtsbehörde ADD und der Opposition – noch übel aufstoßen. Schröers Kritiker jedenfalls werden bereits das Ermittlungsverfahren feiern wie eine Anklage oder Verurteilung. r.seydewitz@volksfreund.de

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