Nur ein erster Schritt

Mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung schaut die Welt in diesen Tagen in den Nahen Osten. Der israelische Abzug aus dem Gaza-Streifen steht unmittelbar bevor.

Mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung schaut die Welt in diesen Tagen in den Nahen Osten. Der israelische Abzug aus dem Gaza-Streifen steht unmittelbar bevor. Ein denkwürdiges, ein wichtiges Datum für Israelis und Palästinenser. Wieder einmal wächst die Hoffnung auf ein Ende dieses schon Jahrzehnte währenden Konflikts mit tausenden von Opfern auf beiden Seiten. Positiv bleibt festzuhalten, dass Ministerpräsident Ariel Sharon gegen den Widerstand im eigenen Land diesen Abzug durchgesetzt hat und ihn durchziehen wird. Eine mutige und richtige Entscheidung. Für die Palästinenser sind die demnächst geräumten 650 Quadratkilometer ein weiterer kleiner Schritt auf dem Weg zum eigenen, unabhängigen Staat.So positiv das ist, Skepsis ist angebracht und hat nichts mit Schwarzmalerei zu tun. Zu viele entscheidende Fragen sind noch nicht beantwortet. Es bleiben Unwägbarkeiten wohin man blickt.

Wenn Gaza geräumt ist, was wird dann aus dem palästinensischen Kernland, dem Westjordanland? Machen die Israelis auch dort ihre Siedlungen platt? Was wird aus der israelischen Umzingelung Palästinas mit Mauern und Stacheldraht? Was geschieht mit Jerusalem, das Israel für seine Hauptstadt hält und das die Palästinenser ebenso für sich beanspruchen? Wann wird Israel aufhören mit seiner täglichen Willkür bei Militäreinsätzen, Abriegelungen oder Kontrollen? Wird es den palästinensischen Politikern gelingen, die Radikalinskis in Schach zu halten, sie zu entwaffnen und ihre Organisationen aufzulösen, ein demokratisches, friedliches Gemeinwesen aufzubauen?

Der Weg ist noch weit, bis aus dem Pflänzchen Friedenshoffnung ein starker Baum geworden ist. Denn erfahrungsgemäß genügt im Pulverfass Naher Osten ein einziger blutiger Anschlag, um die Spirale der Gewalt wieder in Gang zu setzen und den ohnehin nur sehr langsam fahrenden Friedenszug zum Stehen zu bringen.

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