Offene Wunden

Das Urteil im Dutroux-Prozess eröffnet Opfern und Angehörigen die Chance, endlich mit der Bewältigung des Horrors zu beginnen. Ganz heilen werden die Wunden nie, aber vielleicht beginnen sie zu vernarben, wenn nach acht qualvollen Jahren die unmittelbare juristische Aufarbeitung beendet ist und die Hauptschuldigen hinter Gittern verschwinden.

Das Gericht und die Geschworenen haben getan, was ihnen möglich war. Mag sein, dass die Verhandlungsführung manchmal unerträglich penibel und kleinlich erschien angesichts der Schwere und der Offenkundigkeit der Schuld; aber es war richtig, wenigstens am Ende dieses unsäglichen Kriminalskandals akribisch auf die Rechtsstaatlichkeit zu achten. Dass dies vorher auf unfassbare Weise versäumt wurde, kann man nicht dem Verfahren in Arlon anlasten. All die Schlampereien und Manipulationen, die Ignoranz gegenüber Seilschaften, die dubiosen Todesfälle im Umfeld: Da sind etliche Fragen ungeklärt. Der Prozess gegen den Sumpf aus Justiz und Politik steht noch aus, aber er wird nie kommen. Diese belgische Wunde bleibt offen. d.lintz@volksfreund.de

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