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SCHWARZWÄLDER BOTE (OBERNDORF): Durchaus möglich, dass der eine oder andere Zeitgenosse sein Bild vom neuen Papst neu zeichnen muss. Das Gerücht um die Berufung des Mainzer Kardinals Karl Lehmann nach Rom ist ein erstes Indiz dafür, dass von diesem Papst noch einige Überraschungen zu erwarten sind.

Johannes Paul II. war der weltpolitische Papst. Jetzt amtiert ein kirchenpolitischer Papst, und der darf, was der Glaubenshüter nicht durfte. KÖLNER STADT-ANZEIGER: Die Kritiker der Wahl Benedikts XVI. könnten einen entscheidenden Punkt unterschätzt haben: Seit Jahrhunderten ist er der erste Spitzentheologe auf dem Papstthron - ein Intellektueller, der offenbar sehr genau um den Rollenwechsel vom Glaubenswächter zur Vaterfigur weiß. Die gestrige Amtseinführung stützt diese Prognose: Benedikts Predigt war ein Meisterstück - klug in der Gedankenführung, bescheiden in der Wortwahl, geschickt in der Mischung aus Bezügen auf seinen Vorgänger und eigenen Akzenten. Die Fahrt im Papa-Mobil war ein ebenso gelungener Gestus der Zuwendung. Ein solches Maß an allem Anschein nach unverkrampfter Volkstümlichkeit hätten ihm wohl nur die wenigsten zugetraut. Dieser Papst, so sieht es aus, ist für Überraschungen gut. Aachener Zeitung: Es ist die neue Offenheit Benedikts und die vieler Menschen, die seine Wahl eher kritisch oder skeptisch aufgenommen haben. Entgegenkommen und Herzlichkeit sind spürbar, die Bereitschaft, das neue Kapitel der Kirchengeschichte aufzuschlagen, ohne sich mit bisherigen Beurteilungen allzu sehr zu belasten. Der Papst hat Öffnung angedeutet. Man darf gespannt sein, ob sie sich vollzieht. Express (Köln): Natürlich werden nach der eindrucksvollen Inthronisationsmesse die notorischen Nörgler an Papst Benedikt nicht verstummen. Weltfremd, ein Bücherwurm, Weiberfeind und Rechthaber, das sind noch die harmloseren der Pöbeleien gegen den Papst. Aber: Kann ein Mann mit solch fatalen Eigenschaften so warmherzig lächeln? (...) Der Fischer-Ring steckt jetzt an den Händen eines tiefgläubigen Mannes. An Händen, die virtuos Mozart spielen und unpopuläre Entscheidungen unterschreiben können. Es sind gute, feste Hände, in denen die Führung der katholischen Kirche ist.

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