Parkkrallen für Kleinmaschinen

BERLIN. (fie) Das Regierungs- und Parlamentsviertel in Berlin ist aus der Luft verwundbar. Der Absturz eines Selbstmordpiloten zwischen Reichstagsgebäude und Kanzleramt hat das gezeigt. Nun liegt ein Maßnahmen-Paket vor, das sich die Verkehrs-, Innen- und Verteidigungsminister zusammen mit Berlins Innensenator ausgedacht haben.

Bis Freitag, so gestern der Sprecher von Innenminister Otto Schily, soll das Paket verabschiedungsreif sein. Werden damit die Sicherheitslücken geschlossen? Der Luftraum über der Berliner Innenstadt soll für Sport- und Privatflieger, nicht jedoch für Touristen-Rundflüge gesperrt werden. Zunächst war sogar vom ganzen Stadtgebiet die Rede. Dann wäre der Hobby- und Geschäftsflieger-Verkehr der Flughäfen Tempelhof, Schönefeld und Tegel massiv betroffen gewesen. Ein Unding, wie es heißt. Das nun angepeilte Verbot betrifft das Stadtgebiet innerhalb des S-Bahn-Rings. Dies könnte zusätzliche Vorwarnzeit schaffen. Bei Verdacht eines terroristischen Angriffs hätten die Sicherheitsbehörden bis zu fünf Minuten Zeit, besonders gefährdete Gebäude zu evakuieren. Speziell ausgerüstete Polizeihubschrauber sollen zudem künftig am Stadtrand oder in der Stadt selbst stationiert werden, um bei Gefahr ein Flugzeug aus dem Luftraum abdrängen zu können. Auch soll geprüft werden, ob eine Helikopterstaffel der Bundeswehr näher Richtung Berlin verlegt wird. Bislang kann die Luftwaffe über dem Regierungsviertel erst relativ spät eingreifen, sollten verdächtige Flugzeuge auffallen. Die so genannten ,,Alarmrotten" sind nämlich im ostfriesischen Wittmund, im bayerischen Neuburg, oder auch in Rostock stationiert. Im Ernstfall brauchen sie bis Berlin bis zu einer halben Stunde, hieß es gestern im Verteidigungsministerium. Alle Kleinflugzeuge sollen künftig einen so genannten Transponder eingebaut haben, damit sie vom Radar erfasst werden können. Sicherheitsexperten von Bundeswehr, Polizei und Flugsicherung sind sich jedoch einig, dass es keine Möglichkeit gibt, Terrorangriffe ganz auszuschließen. Denn auch Kleinflieger werden unterhalb einer Höhe von 300 Metern vom Radar nicht erfasst. Auch lassen sich der Transponder im Cockpit und der Funksprechverkehr ausschalten. Ist also ein Kleinflugzeug erst mal in der Luft, wird es zur schwer zu bekämpfenden Waffe. Deshalb ist ein zweiter Aspekt im angepeilten Berlin-Sicherheitspaket laut Experten noch wichtiger: Die Zugangskontrollen zu Sportflughäfen müssen verschärft werden. Es ist daran gedacht, Kleinmaschinen künftig mit Parkkrallen zu versehen, für die nur die Besitzer einen Schlüssel haben. Das Verkehrsministerium hält es für zwingend, alle 30 000 Sportpiloten in Deutschland in Abständen zu überprüfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort