Partei-Liebling

Wer fordert George W. Bush heraus? Die Antwort auf diese Frage scheint den US-Demokraten nicht schwer zu fallen: Nach seinen Vorwahl-Erfolgen in fünf weiteren Bundesstaaten hat sich Senator und Kriegs-Veteran John Kerry weiter als Mann etabliert, den es in den nächsten Wochen und Monaten zu schlagen gilt. Getragen vom Aufwärts-Schwung seiner ersten Erfolge, wenden sich ihm Wähler wie Geldgeber gleichermaßen zu - auch animiert von Erhebungen, die den Schluss zulassen: Kerry ist der Mann, der dem gegen den rapiden Verfall seiner Sympathiewerte kämpfenden Republikaner im Weißen Haus tatsächlich eine zweite Amtszeit verwehren kann. Doch gerade die Geschichte der amerikanischen Präsidentschaftswahlen zeigt, wie schnell sich Trends und Stimmungen umkehren können. Kerry mag jetzt zum Liebling der eigenen Partei avanciert sein, doch dies geschah vor allem auf dem wackligen - weil von Umfragen abhängigen und deshalb vergänglichen - Fundament der "Wählbarkeit". Dabei trägt der langjährige Senator jede Menge Ballast auf dem Rücken: Als klassischer Karriere-Politiker und Washington-Insider verkörpert er das, was vor allem jungen Amerikanern - wie man am anfänglichen Rückhalt für den dank eigener Ungeschicklichkeiten abgeschlagenen Howard Dean gesehen hat - suspekt ist. Und zu den meisten Sachthemen hat Kerry im Laufe der Zeit alle verfügbaren Positionen eingenommen. Die Frage der "Wählbarkeit" scheint diese kritischen Elemente in seiner Agenda jedoch klar zu überlagern. Die Frage ist nur: Kann dieser Trend bis zum Wahltag im November anhalten - vor allem dann, wenn der politische Gegner in den Fernsehdebatten und Kampagnen schonungslos die Schwächen Kerrys hervorhebt? Viele Demokraten träumen derzeit zwar schon von der Ablösung Bushs, doch das Fell des Bären ist längst noch nicht verteilt. nachrichten.red@volksfreund.de

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