Passable Entwicklung

Man muss Rheinland-Pfalz nicht lieben. Auch nicht als Rheinland-Pfälzer. Es gibt keine ausgeprägte Identifikation der Bürger mit diesem ihrem Bundesland, anders als etwa bei den Nachbarn im Saarland.

Man muss Rheinland-Pfalz nicht lieben. Auch nicht als Rheinland-Pfälzer. Es gibt keine ausgeprägte Identifikation der Bürger mit diesem ihrem Bundesland, anders als etwa bei den Nachbarn im Saarland. Oder den Sachsen. Oder den Hamburgern. Es gibt ja nicht einmal Spurenelemente eines gemeinsamen Dialekts. Und da herrscht auch keine heftige Liebesbeziehung zwischen Rheinländern, Pfälzern, Westerwäldern und Moselländern, die alle gemeinsam nach dem Krieg in die gleiche Verwaltungshülle gerutscht sind. Aber zum Glück auch keine ausgeprägte Abneigung wie zwischen Bayern und Franken.Wie das manchmal so geht: Eine ordentliche Vernunftheirat funktioniert eben bisweilen besser als die grandiose Liebe auf den ersten Blick. Man hat sich zwischen Mainz und Zweibrücken, Trier und Landau, Koblenz und Alzey gut arrangiert. Es sind keine Reichtümer zu verteilen, aber das, was da ist, wird halbwegs gerecht aufgeteilt. Das Land lässt keinen hängen, selbst wenn die strukturschwachen Gebiete in der Westpfalz immer am Rand des Existenzminimums schweben. Und auch Mosel und Eifel können sich nicht ernsthaft beschweren, auch wenn man sich die eine oder andere Infrastrukturmaßnahme vielleicht schneller und großzügiger wünscht.

Was das Land noch brauchen könnte für seine nächsten 60 Jahre, wären ein paar markante Identifikationsmerkmale nach innen und außen. Kurt Beck ist eines - egal, was in der Bundespolitik passiert. Bernhard Vogel hat diese Rolle übrigens in seiner Ministerpräsidentenzeit nicht minder überzeugend ausgefüllt. Der Hahn ist zunehmend eines geworden. Der SWR, seit er ein Landessender ist, auch. Der 1. FC Kaiserslautern müsste dringend wieder eines werden, aber danach sieht es im Moment nicht aus. Die Selbst-Definition als Tourismus-Hochburg unter dem Slogan "Ritter, Römer, Romantiker" ist ein guter Ansatz, die offensive Inwertsetzung des historischen Erbes mit dem Signet "Burgen, Schlösser, Altertümer" ebenfalls. Der Kultursommer könnte noch etwas mehr Durchschlagskraft gebrauchen. Und der Landtag etwas mehr rhetorischen Glanz.

Aber unterm Strich besteht kein Grund zur Unzufriedenheit. 60 Jahre Rheinland-Pfalz: Das werden keine freudentrunkenden Feierszenen im ganzen Land. Aber vielleicht doch ein Grund, sich zurückzulehnen und mit einem gutem Fläschchen Mosel, Rheinhessen oder Pfalz-Wein auf eine ganz passable Entwicklung anzustoßen.

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