Pfälzer auf der Rolltreppe

KURT BECK, neuer SPD-Chef, hat ja gleich zu Beginn seiner Amtszeit in die Vollen gegriffen. Und zwar, in- dem er die bösen Worte von den höheren Steuern im Munde führte. So etwas nimmt der Wähler natürlich krumm, und eigentlich ist Beck ein erfahrener Politiker, der wissen müsste, dass man bestimmte Wahrheiten und Falschheiten eben nicht aussprechen sollte.

Beck muss aber noch dazu lernen, Berlin und Mainz sind eben doch ganz unterschiedliche Welten. Die Voraussetzungen für einen gesunden Erkenntnisprozess des Ministerpräsidenten sind allerdings gut: "Auch wir hier können uns auf einer Rolltreppe bewegen, ohne hinzufallen", befand der stolze Rheinland-Pfälzer in dieser Woche süffisant mit Blick auf sein Berliner Engagement.ANGELA MERKEL, die Bundeskanzlerin, lässt ab und an ja auch Privates raus. Ob zu ihrer Mode, zu ihrem normalen Leben oder ihren Urlaubsvorlieben. Das muss sein, das wollen die Leute lesen. "Äntschie" hat sogar einen Traum, wie man auf ihrer Internetseite erfährt. "Einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok reisen." Wer hätte das gedacht. Vorher muss aber wieder ordentlich in die Hände gespuckt werden. Merkel ist zurück aus dem Osterurlaub und hat ihre Dienstgeschäfte aufgenommen. Jüngst wurde sie gefragt, ob es Tage gebe, an denen sie keinen Bock auf Arbeit habe. Die Kanzlerin antwortete mit einem polit-typischen "Ja, aber...". Also gesagt hat sie: "Ja, aber die Frage stellt sich nicht." Aha. "So wie ein guter Schüler in die Schule geht und sich auf die Ferien freut, so freu ich mich manchmal auf ein paar Tage Urlaub." Ah, ja. Und Merkel beteuerte weiter: "Aber ich geh' eigentlich morgens gut gelaunt zur Arbeit." Na, wenn das so ist, weiß Äntschie dies durch manchen mürrischen Gesichtszug gut zu verbergen.A PROPOS Merkel, bei ihrer Neujahrsansprache outete sie sich ja als Fan der Damenkicker. "Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen", schrieb sie der Klinsmann-Truppe ins Stammbuch. Am 29. April ist nun in Berlin das Pokalfinale, Bayern gegen Eintracht Frankfurt. Vorher spielen die Damen um die Trophäe. Und auch Frau Merkel kommt zum Zugucken - aber nicht zu den Frauen, sondern erst dann, wenn die Herren gegen den Ball treten...Hagen Strauß

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