Politik im Kolonialstil

Geht‘s nach einigen Politikern, sind Deutschlands Arbeitslose inzwischen die Allzweckwaffe der Nation. Denn wem nichts Besseres einfällt, der benutzt den Umstand, dass in diesem Land Millionen Menschen ohne Job sind.

Jede noch so abstruse Idee - wie jetzt die, Arbeitslose ins Katastrophengebiet in Südasien zu schicken - garantiert zumindest eine Schlagzeile. Wen kümmert es da, dass solche Spielchen gegenüber denen, die oft schuldlos an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden, verantwortungslos sind. Allein deswegen, weil stets mitschwingt, Erwerbslose sind eigentlich nur zu faul zum Arbeiten. In den Katastrophengebieten wird man sich bedanken, wenn die deutsche Politik per Arbeitslosenverschickung die Probleme auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu lösen versucht. Ausgerechnet die FDP, die immer propagiert, der Staat möge sich heraushalten, fordert nun von der Bundesregierung so etwas wie ein groß angelegtes Jobprogramm in der Flutregion. Makaber und überheblich ist das. Keine Frage, das Krisengebiet braucht Experten und Fachleute zum Wiederaufbau; es braucht Unternehmen und Organisationen, die sich dabei intensiv engagieren, die deshalb vielleicht mehr Kräfte benötigen als bisher. Die betroffenen Länder brauchen aber keine Politik im Kolonialstil, die die Katastrophe nur populistisch instrumentalisiert. nachrichten.red@volksfreund.de

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