Politik mit Sport

Die Entscheidung um den Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2012 hatte gestern in Singapur einen sportlichen Touch.

Die Entscheidung um den Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2012 hatte gestern in Singapur einen sportlichen Touch. Es war vergleichbar mit einem olympischen Endlauf über 10 000 Meter, bei dem die beiden haushohen Favoriten erst einmal drei lästige Mitkonkurrenten abschütteln mussten: Erst verlor Moskau den Anschluss, dann New York, schließlich musste auch vor der letzten Runde Madrid die Segel streichen. Am Ende holte sich London vor Paris die Goldmedaille. Beide Bewerbungen waren etwa gleich gut, das Abstimmungsergebnis entsprechend knapp. Vielleicht war es ein Vorteil der Briten, dass sich nicht ihr Premier in den Vordergrund stellte. Denn während Tony Blair geschickt im Hintergrund die Fäden zog und IOC-Mitglieder auf seine Seite brachte, moderierte Langlauf-Legende Sebastian Coe die Londoner Bewerbung. Und damit unterstrich der zweimalige Olympiasieger einen entscheidenden Punkt: in der britischen Hauptstadt geht es in erster Linie um die Sportler und um die olympische Idee. Nun haben ausgerechnet zwei Nationen das Rennen unter sich ausgemacht, die sich schon seit Jahrhunderten nicht besondern gut leiden können, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Die nächste mögliche Auseinandersetzung ist angelaufen, wenn sich beim G-8-Gipfel Blair und sein französischer Kollege Jacques Chirac am Verhandlungstisch gegenüber sitzen. Ob der Franzose da Revanche nehmen will, ist nicht ganz auszuschließen. Denn Sport und Politik sind nicht mehr so einfach zu trennen, gerade bei Olympischen Spielen. Den Athleten kann es egal sein, ob sie nun über die Tower Bridge oder unter dem Eiffelturm laufen. Für die gastgebenden Politiker hingegen geht es um viel Renommee. s.laemmle@volksfreund.de

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