Positive Signale

Heute vor 52 Jahren hat ein Waffenstillstandsabkommen den Korea-Krieg beendet. Da mag man kaum an Zufall glauben, dass Nordkorea just wenige Stunden vor dem Jahrestag zu den Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm zurückkehrte.

Heute vor 52 Jahren hat ein Waffenstillstandsabkommen den Korea-Krieg beendet. Da mag man kaum an Zufall glauben, dass Nordkorea just wenige Stunden vor dem Jahrestag zu den Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm zurückkehrte. Machthaber Kim Jong Il, der sich vor 13 Monaten von den Sechser-Gesprächen zurückzog, verfolgt eine klare Linie: Mit einem Friedensvertrag zwischen Nordkorea und den USA – und letztlich auch der damaligen Kriegspartei China – sei "automatisch" das Atomprogramm vom Tisch.Kim weiß, dass bis dahin noch viel Wasser den Potomac hinunterfließt. Zwar sprach US-Außenministerin Condoleezza Rice kürzlich immerhin von Nordkorea als souveränem Staat, den man nicht anzugreifen gedenke. Doch auch die moderaten Töne, die den Weg zur neuen Verhandlungsetappe in Peking bereiteten, haben nichts daran geändert, dass Washington Nordkorea zutiefst misstraut – George Bushs Achse des Bösen lässt grüßen. Genährt hat das kommunistische Regime den Argwohn, indem es sich selbst im Februar als Atommacht präsentierte. Seitdem lautet die Gretchenfrage: Blufft Nordkorea oder hat es wirklich zwei oder – wie es US-Experten vermuten – bis zu elf Atombomben? Schon der Gedanke an eine ist beunruhigend genug. Nicht nur der US-Administration Nahestehende trauen dem Schurken Kim zudem zu, die leeren Staatskassen durch den Verkauf von Kernwaffen zu füllen.Eine militärische Option für das Atom-Problem ziehen offenbar selbst Pentagon-Hardliner nicht ernsthaft in Erwägung. Eine Intervention wäre ein Kamikaze-Unternehmen angesichts der massiven Waffenpräsenz der Nordkoreaner am 38. Breitengrad. Abgesehen davon würde da auch Nordkoreas großer Bruder China nicht mitspielen.Kim Jong Il weiß um den Wert seines Faustpfandes und fordert diplomatische Anerkennung und die Aufhebung von Sanktionen. Die USA haben bereits Energie- und Wirtschaftshilfen zugesagt. Ohnehin kommt die marode nordkoreanische Wirtschaft schon lange ohne externe Unterstützung nicht mehr aus. Perfide: Während das verarmte Land am Tropf internationaler Hilfe hängt, treibt das Regime seine Rüstung auf Kosten des eigenen Volkes weiter voran. Viele Menschen müssen mit immer geringeren Nahrungsmittelrationen auskommen. Südkorea hat gerade wieder eine halbe Million Tonnen Reis in den Norden geliefert.Allein die Tatsache, dass wieder verhandelt wird, ist ein positives Signal. Allerdings muss Nordkorea einsehen, dass Ergebnisse nur Zug um Zug und auf der Basis vertrauensbildender Maßnahmen erreicht werden. Kim Jong Il muss daher wieder Atom-Inspektoren ins Land lassen. Auch wenn das Ziel einer atomwaffenfreien Halbinsel noch in weiter Ferne liegt, eröffnen die Pekinger Gespräche die Chance, Nordkorea aus der Isolation zu befreien. Scheitern die Gespräche, werden die USA den Fall vor den UN-Sicherheitsrat bringen – der Konflikt könnte eskalieren. Eine harte Nuss für die Diplomaten. j.engbrocks@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort