Quote ist Quatsch

Da kommt man doch ins Grübeln: Überall werden Grenzmauern niedergerissen, die schönen Francs, Lire, Gulden, Peseten und D-Mark gegen eine Esperanto-Währung eingetauscht, Völker sollen sich verbinden und verstehen und nett zueinander sein.

Und dann sollen wir Deutsche plötzlich wieder ganz kleinbürgerlich-verschmockt auf eine Insel zurückgezogen werden. Auf eine Insel der Unseligen, wo deutsche Schlagerschaffende unter Bäumen ihren Träumen nachhängen - dem schönen Traum nämlich, dass ihre Produkte mindestens 40 Prozent der Musikprogramme deutscher Rundfunkanstalten ausmachen. Ein Alptraum - für die Konsumenten. Mal ganz abgesehen davon, dass der Ruf nach einer Quote für den deutschen Schlager ein fatal-muffiges Odeur nach Volkstümelei verbreitet - ich lasse mir doch nicht vorschreiben, 40, 60 oder gar 100 Prozent deutsche Lieder zu hören. Ich höre, was gut ist - oder besser gesagt: was mir gefällt. Und ich schalte den Sender ein, der bringt, was mir gefällt. Quote ist quatsch. Das wissen die Komponisten ebensogut wie die Texter und Schlagersänger und die Produzenten, und diejenigen, die in den Funkhäusern Platten oder CDs auflegen, wissen es auch. Wenn sich denn tatsächlich ein Politiker mit einer Quote für den deutschen Schlager unbeliebt machen will, dann müsste er darauf achten, dass das Gebot nicht nur für die öffentlich-rechtlichen, sondern auch für die privaten Sender gilt. Und die werden den Teufel tun, sich an derlei kontraproduktive Vorgaben zu halten. Die wollen zwar auch eine Quote. Allerdings nur bei den Hörerzahlen. Und die können sie nur hochhalten, wenn sie ihnen geben, was sie wollen. Sollte das zum größten Teil oder sogar rund um die Uhr nur deutsches Liedgut sein - kein Problem. Gäbe es diesen Wunsch tatsächlich, wäre er von einem geschäftstüchtigen Anbieter längst erfüllt worden. r.nolden@volksfreund.de

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