Rücktritt nach Toilettensex-Affäre

Mit "Traurigkeit und tiefem Bedauern" verkündete am Samstag der republikanische Senator Larry Craig nach 27 Jahren als Volksvertreter auf dem Kapitol seinen Rücktritt - und zog damit einen Schluss-Strich unter die Toilettensex-Affäre, die eine Woche lang die Schlagzeilen in den amerikanischen Medien dominiert hatte.

Washington. Der Rücktritt von Senator Larry Craig wurde von oberster Stelle umgehend kommentiert: Er habe die "richtige Entscheidung" getroffen, lobte das Weiße Haus - erkennbar erleichtert über den Abschluss eines weiteren, mit peinlichen Details gespickten Skandals.Eindeutige Zeichen auf der Toilette

Denn das, was über das Verhalten des als streng konservativ geltenden Senators nach außen drang, der sich unter anderem vehement gegen Eheschließungen von Homosexuellen eingesetzt hat, war zu einer erheblichen Belastung für die Republikaner geworden. Der Volksvertreter aus dem Bundesstaat Idaho hatte auf einer Flughafen-Toilette in Minneapolis (Bundesstaat Minnesota) - so räumte er auch mit einem "schuldig"-Bekenntnis vor einem Richter ein - versucht, ausgerechnet mit einem Zivilfahnder der Polizei in der Nachbar-Kabine durch in der Schwulen-Szene bekannte Hand- und Fußsignale Kontakt aufzunehmen und war offenbar an einem schnellen Sex-Abenteuer interessiert. Doch der Sittenpolizist ließ die Handschellen klicken, und ein Richter verurteilte den Senator daraufhin zu einer Geldstrafe von 420 Euro. Doch Craig verschwieg dies gegenüber der Öffentlichkeit und seinen Senatskollegen. Vor einer Woche war dann - entgegen der Hoffnung des Politikers - sein Fehltritt publik geworden, worauf Craig seine Homosexualität abstritt und sich zunächst gegen einen Rücktritt wehrte.Der Senator will zwar weiterhin mit rechtlichen Schritten um seinen Ruf kämpfen und beteuert, ihm sei auf dem Flughafen "eine Falle" gestellt worden. Doch die politische Karriere des Mannes, der in der Vergangenheit mehrfach sexuelle Fehltritte anderer Politiker wie Bill Clinton lautstark kritisiert hatte, ist zweifelsohne beendet.US-Präsident George W. Bush telefonierte am Samstag unmittelbar nach der Rücktrittserklärung mit Craig, um ihm "nach dieser schwierigen Entscheidung" alles Gute zu Wünschen. US-Kommentatoren sehen in dem Skandal für die Republikaner einen weiteren Rückschlag im Bemühen, bei den Wahlen im nächsten Jahr den Bush-Nachfolger zu stellen - zumal andere Mitglieder der Partei in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls durch Verfehlungen im privaten Bereich oder durch Korruptionsvorwürfe Negativ-Schlagzeilen produziert hatten. "Heuchelei in der Regierungspartei"

"Die Republikaner-Partei muss endlich im eigenen Haus für Ordnung sorgen, denn es ist ein Misthaufen", fordert das konservative "Wall Street Journal". Kritik kommt auch von Vertretern von Homosexuellen-Organisationen. Matt Foreman von der "National Gay and Lesbian Task Force" spricht von "Heuchelei" innerhalb der Regierungspartei: "Gewählte Offizielle wie Senator Craig treten für so genannte Familienwerte ein, bekämpfen aber einen Schutz für Gleichgeschlechtliche, während sie bei anderen Männern heimlich Sex suchen."

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