Raketen statt Reis

Den kommunistischen Betonköpfen in Nordkorea geht langsam die Luft aus. Die Wirtschaft liegt am Boden. Seit Jahren lebt die Bevölkerung von Hilfslieferungen aus dem Ausland. Und da hat Kim Jong Il die Chuzpe zu erklären, die nukleare Aufrüstung spare Panzer und komme so dem Volk zugute. Raketen für Reis - das neue Rezept zur Sanierung von Staatsfinanzen. An Zynismus ist das kaum noch zu überbieten. Im Winter werden wieder Millionen Menschen verhungern, und der "Geliebte Führer" sieht zu. Seine Devise: Raketen statt Reis. Das Überleben des Regimes rechtfertigt jedes Mittel: Knechtung der Bevölkerung, Folter und Exekutionen, Devisenbeschaffung durch Drogenschmuggel und Erpressung der Nachbarn mit Massenvernichtungswaffen. Ein Diktator sitzt am Abzug - so nervös und unberechenbar, dass selbst den nicht zimperlichen Pentagon-Strategen schwant, das Land der Morgenstille könne in Grabesstille versinken. Mit dem Irak ist Korea nicht vergleichbar. Präventivschlags-Szenarien sind Drohkulisse. Gefragt ist diplomatisches Geschick - und wohl auch Druck aus Peking. Nur hat Pjöngjang durch die atomare Karte ein besseres Blatt als früher. Alle Seiten werden Zugeständnisse und kleine Schritte machen müssen. Die neue Schienenverbindung und Familienzusammenführungen sind zarte Pflänzchen, die Korea hoffen lassen. j.engbrocks@volksfreund.de

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