Raus aus der Bundeswehr!

Man nennt sie Kommando-Soldaten: Spezialisten, die hinter den feindlichen Linien operieren, dort Einrichtungen und Verantwortungsträger ausschalten und Nachschubwege sabotieren. Diese Sondereinheiten sind sehr klein, nur sehr wenige Bewerber - die alle erfahrene Berufssoldaten sind - schaffen die extremen Ausleseverfahren.

Zu diesen Tests gehört auch das Überstehen eines simulierten Verhörs durch den Feind. Berühmt und bekannt, wenn auch leider hauptsächlich durch zweitklassige Action-Filme, sind die amerikanische Delta Force in Fort Bragg, die Seals der US Navy und der britische Special Air Service in Hereford. Man sollte diese Fakten kennen, wenn man über die Misshandlungsvorwürfe im westfälischen Coesfeld spricht, die zu einem der größten Bundeswehr-Prozesse geworden sind. Denn wer auch nur einen Blick auf Alltag und Ausbildung in einer militärischen Spezialeinheit wirft, erkennt sofort die menschliche wie fachliche Unfähigkeit, die in Coesfeld ans Licht kommt - jedensfalls dann, wenn sich die Vorwürfe der Anklage bestätigen. Es geht um eine Instandsetzungseinheit, nicht um ein Sonderkommando. Betroffen waren Rekruten, keine Spezialisten. Trotzdem wollten Ausbilder, die mit Sicherheit einige der erwähnten Action-Filme in- und auswendig kennen, mal Elite-Einheit spielen. Sie ergänzten offenbar einen Orientierungsmarsch durch ein fingiertes Verhör, obwohl ihnen sämtliche Fähigkeiten, eine derart schwierige und gar nicht für ihre Einheit vorgesehene Ausbildungsphase zu meistern, gefehlt haben dürften. Realitätsverlust statt Professionalität - darauf gibt es nur eine Antwort: Raus aus der Bundeswehr! j.pistorius@volksfreund.de

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