Rechnungs-Mikado

Es scheint, als hätten die Deutschen ein neues Hobby entdeckt. Flattert eine Rechnung ins Haus, verhalten sich viele Verbraucher und Firmen zunächst einmal ganz ruhig: Rechnungs-Mikado, Motto nur nicht bezahlen. Was dem ein oder anderen Privatmann vielleicht hilft, am Ende des Monats sein Konto nicht zu überziehen, ist für viele Unternehmen schon ein kalkuliertes Verhalten. Schlimmer noch: Einige Firmen haben sich sogar darauf spezialisiert, Handwerker mit Mängelrügen zu bombardieren, um so im Nachhinein auch noch den Preis zu drücken. Auch die öffentliche Hand ist, wenn es ums pünktliche Zahlen geht, recht träge und schwerfällig. Lediglich jede zweite Kommune überweist Außenstände zeitig. Immerhin: Städte und Gemeinden zahlen noch, wenn auch spät. Der Grundsatz, wer bestellt, der bezahlt, scheint ansonsten in Deutschland ausgedient zu haben. Doch viele Unternehmen halten solche "Spielchen" nicht mehr aus. Zu kurz ist ihre Liquiditätsdecke. Bleiben ausstehende Rechnungen über Wochen oder gar Monate unbezahlt, und dreht dann die Bank noch den Geldhahn zu, bleibt nichts anderes übrig als der Gang zum Insolvenzrichter. Doch vielfach haben die Betriebe schon im Vorfeld eigene Fehler gemacht. Das Rechnungswesen ist bei den meisten kleinen Firmen in einem argen Zustand. Rechnungen werden zu spät geschrieben, Abschlagszahlungen nicht vereinbart, Mahnungen verschlafen oder nicht nachbearbeitet. Wer nicht aufpasst, hat dann schnell die Verjährungsfrist überschritten. Die Firmen werfen Jahr für Jahr Millionen zum Fenster raus, weil sie diese Hausaufgaben nicht ordentlich machen. Zudem überprüfen viele Chefs gar nicht mehr, mit wem sie einen Handel eingehen. Im Zweifelsfall ist das beste Geschäft das, was man nicht macht. sey/BP h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort