Reiche Welt, arme Welt

Die Regierungschefs der großen Industriestaaten neigen dazu, sich gerne gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, wenn sie gemeinsam eine Entscheidung getroffen haben. Ein Wort nehmen sie dann besonders gerne in den Mund: historisch.

Die Regierungschefs der großen Industriestaaten neigen dazu, sich gerne gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, wenn sie gemeinsam eine Entscheidung getroffen haben. Ein Wort nehmen sie dann besonders gerne in den Mund: historisch. Das klingt zum einen gut, zum anderen – und das ist noch wichtiger – ebnet man sich damit zumindest ein bisschen den Weg in die Geschichtsbücher. Ob der gestrige Entschluss, den ärmsten Ländern der Welt die Schulden zu erlassen und gleichzeitig die Entwicklungshilfe zu erhöhen, tatsächlich in die Annalen eingehen wird, ist aber ungewiss. Die Probleme – vor allem in vielen Staaten Afrikas – sind einfach zu groß, um mit einem Schlag gelöst zu werden. Während es sich die Politiker in den vergangenen Tagen im schottischen Gleneagles bei Kaviar und Champagner gut gehen ließen, starben auf dem schwarzen Kontinent Tausende von Menschen – an Hunger, Krieg oder Krankheiten. Wie jeden Tag. Jede Woche. Jedes Jahr. Deshalb ist es zwar löblich, dass nun mehr Geld fließt, aber das alleine reicht noch nicht aus. Noch wichtiger wäre es, endlich für einen fairen Welthandel zu sorgen. Wenn die Industriestaaten ihre eigene Landwirtschaft nicht weiter hoch subventionieren und ihre Märkte öffnen würden, hätten auch afrikanische Länder mit ihren Produkten eine echte Chance. Heutzutage ist die Welt nicht mehr in Ost und West, Nord und Süd geteilt. Es gibt nur noch die reiche Welt auf der einen und die arme Welt auf der anderen Seite. Die Armen brauchen eine langfristige Hilfe von den Reichen. Denn dann kann auch dem Terrorismus langsam der Nährboden entzogen werden. s.laemmle@volksfreund.de

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