Ruhe bewahren

Vieles erinnert an die Hysterie um den ebenfalls aus Asien stammenden Sars-Virus. Auch damals fiel fast ganz Deutschland in kollektive Panik, Horror-Szenarien wurden ausgemalt, Notfallpläne diskutiert. Und jetzt bei der Vogelgrippe erfolgen reflexartig wieder die gleichen, irrationalen Reaktionen. Es wird getan, als ob eine Massen-Epidemie vor der Tür steht. Weder schützt eine normale Grippe-Impfung vor einer Ansteckung mit dem Vogelgrippe-Virus, noch bringt es irgendetwas, angebliche Wunderpillen, die vor dem Ausbruch der Krankheit schützen sollen, zu hamstern. Es wird vergessen, dass die Seuche in erster Linie eine Tierkrankheit ist, die regelmäßig auftritt. Vor zwei Jahren das letzte Mal in den Niederlanden. Damals ist es durch rechtzeitige Schutzmaßnahmen gelungen, die Krankheit jenseits der Grenzen zu halten. Bislang sind weltweit knapp 60 (!) Menschen an dem gefährlichen Virus gestorben, überwiegend Asiaten, die auf engstem Raum mit ihrem Federvieh lebten.Selbst wenn die Vogelgrippe nun vor der Tür steht, besteht kein Grund zur Panik. Noch gibt es keine Anzeichen, dass der Virus zu einer gefährlichen Variante mutiert ist und sich somit von Mensch zu Mensch überträgt. Und für den allerdings nicht auszuschließenden Fall gibt es mittlerweile einen bundesweiten Notfallplan. Also Ruhe bewahren. Verhindern lassen wird sich die weltweite Ausbreitung der Seuche ohnehin nicht. Wie bei Sars zeigt sich auch hier, wie brüchig der Gesundheitsschutz im Zeitalter der Globalisierung ist. Selbst schärfste Kontrollmaßnahmen können nicht ausschließen, dass der Virus doch irgendwie eingeschleppt wird. Und gegen die Natur in Form von ziehenden Wildvögeln gibt es auch keinen Schutz. Es ist Zeit, dass endlich mehr Gelassenheit und Sachlichkeit in die Diskussion einkehren.

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