Rummel um Eichel und Schröder als Schelm

DAS LEBEN NACH DER POLITIK: Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Politiker? Einigermaßen Grips, gute Rhetorik und strategisches Geschick würde uns spontan als Antwort einfallen.

Nicht so der Bundeskanzler. Beim Staatsbesuch in Moskau antwortete Gerhard Schröder auf die Frage nach dem politischen Erfolgsgeheimnis: "Man muss in der Lage sein, sich auf ein Leben nach der Politik zu freuen." Eingedenk des Niedergangs seiner Partei und der Agenda-Beschwernisse ist die Amtsmüdigkeit durchaus nachzuvollziehen. Allerdings hatte sich der Kanzler gleich wieder im Griff, als er versicherte: "Das war keine Ankündigung."STEHT AUF FÜR DEN KANZLER: Anfangs konnte Gerhard Schröder ja ganz gut mit den Medien. "Bild, BamS und Glotze" lauten die überlieferten Stichworte, die dem Kanzler große Freude bereiteten. Doch mit den politischen Misserfolgen wuchs auch die veröffentlichte Schelte an seiner Person. Um so mehr freut sich Gerhard Schröder, wenn er der Presse auch mal eins mitgeben kann. Bei einer Begegnung mit Studenten in Moskau dankte der Kanzler den Anwesenden, dass sie sich ihm zu Ehren von den Stühlen erhoben hätten. Dadurch mussten auch die deutschen Journalisten aufstehen, "die mich sonst immer kritisieren", schmunzelte Schröder.WIEFELSPÜTZ SPENDET: Politiker können auch Wort halten. Das bewies jetzt der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz. Er überwies ein ganzes Monatsgehalt - immerhin 7009 Euro - an eine 81-jährige Rentnerin in Düsseldorf. In einer Fernsehsendung hatte Wiefelspütz um den Betrag gewettet, dass sich der Bundestag bis zur Sommerpause auf eine Reform der Altersversorgung einigen könnte. Die parlamentarische Sommerpause ist zwar da, aber die Reform lässt weiter auf sich warten. So musste Wiefelspütz zahlen - und die Rentnerin freut sich über eine deutliche Aufbesserung ihrer Bezüge. Das sollte Schule machen.TOMMY MUNDTOT: Hans Eichel ist bekanntlich arm dran. Bei der jüngsten Ausgabe von "Wetten, dass..?" schlug dem Finanzminister auch noch der Spott entgegen. Thomas Gottschalk und Mike Krüger trällerten das bissige Lied "Eichel, Eichel - wieder verzählt, Eichel, Eichel, wo ist unser Geld?". Das ließ der SPD-Politiker nicht auf sich sitzen und lud Gottschalk zu einem Gedankenaustausch ins Ministerium ein. Der Entertainer kam und sagte hinterher: "Es war eines dieser seltenen Treffen, wo ich fast nicht zu Wort gekommen bin." Und was lehrt uns das? Leere Kassen bedürfen offenbar einer besonders wortreichen Erklärung. Stefan Vetter

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