Sandsturm in der Wüste

Eine Partei, die nicht darüber nachdenkt, wie sie gegenüber der politischen Konkurrenz im besseren Licht erscheinen könnte, müsste ihre Führungsköpfe glatt entlassen.

So ist es kaum erstaunlich, wenn in der SPD an einem Wahlkampf-Rezept gegen Angela Merkel gebastelt wird. Die Kanzlerin ist das Aushängeschild der CDU, in der Bevölkerung sehr beliebt und also ein Hindernis auf dem Weg zu lichten sozialdemokratischen Höhen. Zwar sitzt man gemeinsam am Koalitionstisch, doch eine Einheitspartei sind Schwarz und Rot deshalb noch lange nicht. Das wäre auch der Demokratie abträglich. Kurzum, was einige "Spiegel"-Journalisten da "aufgedeckt" haben, ist so unspektakulär wie ein Sandsturm in der Wüste. Geradezu lächerlich wird es allerdings, wenn die Bundestagsfraktion der SPD zu einer Wahlkampfzentrale hoch geschrieben wird. Erstens ist man dort am ehesten an die Koalitionsdiszi-plin gebunden, und zweitens gibt es gut bezahlte Parteistrategen im Berliner Willy-Brandt-Haus. Wahlkampfplanung ist ihre Sache. Gut möglich, dass sich mancher Wichtigtuer unter den SPD-Abgeordneten dazu berufen fühlt.

Die "Entzauberung" von Angela Merkel ist übrigens schon in Gang gekommen. Mit ihrem Nein zum flächendeckenden Mindestlohn hat sie den Sozialdemokraten eine politische Steilvorlage geliefert. Das dämmert inzwischen auch CDU-Wirtschaftsleuten. In der Union macht man sich garantiert schon darüber Gedanken, wie Kurt Beck auszubremsen ist. Mit dem populären Mindestlohn-Thema fährt der nämlich ganz gut.

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